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Artikel #12: Schimmernde Pokémon im Sammelkartenspiel

Im vergangenen Herbst wurde in der Zwischen-Erweiterung „Schimmernde Legenden“ aus dem aktuellen Sonne & Mond-Zyklus ein sehr altes Konzept aus zwei der ältesten Sets des TCGs wieder aufgegriffen und bereicherte das über die Jahre um zahlreiche Varianten von seltenen Karten angewachsene Sammelkartenspiel kurzzeitig um eine weitere. Die Rede ist von „Schimmernden Pokémon“, dem Äquivalent zu den sicherlich allseits bekannten und beliebten schillernden, auch oftmals einfach nur als „Shinys“ bezeichneten Pokémon in den Hauptspielen. Wie man weiß, sind diese Pokémon in den Spielen äußerst selten zu finden, auch wenn es von den Entwicklern immer wieder in den Spiele-Generationen sich unterscheidende Mittel und Wege zum erleichterten Auffinden solcher Pokémon gibt. Auch die Schimmernden Pokémon im Sammelkartenspiel sind nicht ganz so einfach in den Booster-Packs zu finden, wie wir später sehen werden.

Zu Beginn des Pokémon-Sammelkartenspiels, um die Jahrtausendwende, waren die Seltenheitsstufen, ganz anders als in der heutigen Zeit, noch recht übersichtlich gehalten. Im allerersten Set, dem sogenannten Basis-Set, sowie den folgenden Erweiterungen gab es neben den sogenannten sehr häufigen Karten („Commons“) weniger häufige Karten („Uncommons“), seltene („Rares“) und seltene holografische Karten („Holo Rares“). Auch diese Seltenheitsstufen bestehen heute noch, wo nun aber eine Holo-Rare keine überragende Ausbeute mehr ist, waren diese damals das Nonplusultra und jene aus der damaligen Zeit sind heute noch entsprechend unter Liebhabern sehr begehrt. In durchschnittlich jedem dritten Booster-Pack befand sich eine holografische Karte. Ausgenommen von der holografischen „Secret Rare“-Karte „Dunkles Raichu“ in der Erweiterung „Team Rocket“, die unbestätigten Schätzungen zufolge in durchschnittlich jedem 54. Booster-Pack zu finden war und sich dadurch auszeichnet, dass sie, wie heute nicht unüblich, eine höhere Ordnungszahl als die offiziell im Set erhältliche Anzahl von Karten besitzt (nämlich 83/82), änderte sich an diesem System in den Erweiterung der ersten Pokémon-Generation sowie in den ersten beiden sogenannten „Neo“-Serie der zweiten Generation mit „Neo Genesis“ und „Neo Entdeckung“ nichts.

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Erst die „Neo Revelation“ führte weitere „Secret Rares“ und mit diesen die ersten „Schimmernden Pokémon“-Karten in Form von „Schimmerndes Karpador“ und „Schimmerndes Garados“ im Sammelkartenspiel ein. Verständlich, da zum einen mit der zweiten Spiele-Generation offiziell „schillernde Pokémon“ eingeführt wurden, zum anderen auch das schillernde, rote Garados als stationär fangbares Pokémon in Pokémon Gold, Silber und Kristall den allermeisten Pokémon-Fans ein Begriff war und dazu im Anime ebenfalls einen Auftritt hatte, wo es dieselbe Rolle wie in der Story in den Hauptspielen spielte. Genauso wie das Dunkle Raichu hatten auch diese besonderen Versionen von Garados und Karpador mit 65/64 und 66/64 besondere Ordnungszahlen; der Stern am rechten, unteren Rand war aber derselbe wie bei allen anderen, regulären Rare- und Holo-Rare-Karten.

Die erst einige Monate später mit der nächsten und sogleich letzten Erweiterung der Neo-Serie – „Neo Destiny“ – eingeführten, acht weiteren Schimmernden Pokémon wurden auch bezüglich ihrer Seltenheitsstufe entsprechend mit einem Triple-Stern (siehe Scans ausgewählter Karten weiter unten) gekennzeichnet. Diese acht Pokémon (siehe Tabelle unten) vertraten jeweils die nach Garados bzw. Karpador noch fehlenden acht Typen des Sammelkartenspiels. Anders als die ersten beiden „Schimmernden Pokémon“ schimmern diese nicht unbedingt so originalgetreu wie ihre schillernden Vorbilder aus den Hauptspielen. Nichtsdestotrotz ist auch deren Artwork – in welchem nur das Pokémon über einen holografischen Effekt verfügt, nicht jedoch der Hintergrund –, ein absoluter Hingucker und machte die Karten, neben ihrer Seltenheit, so begehrt. Dazu kommt eine besondere, fühlbare Textur in der Holographie der Karte, die in vergleichbarer Form erst in der fünften Sammelkarten-Generation wieder eingeführt wurde. Die Textur ist dabei an das Pokémon angeglichen und verlieht dem Bild mit besonderen Schattierungen einen leicht dreidimensionalen Effekt (ein gutes Beispiel dafür ist das unten abgebildete „Schimmernden Noctuh“ mit dessen Federkleid).
Diese vermutlich durchschnittlich in jedem 12. (Neo Destiny) bzw. 18. (Neo Revelation) Boosterpack zu findenden Pokémon-Karten waren nicht unbedingt sonderlich spielbar, obwohl sie als Basis-Pokémon galten, was vor allem an deren Attacken lag: Diese waren oftmals recht energieaufwendig und benötigten nicht nur vom eigenen Typen, sondern auch von mindestens einem anderen, nicht-farblosen Typen Energien, um eingesetzt werden zu können. Die Limitierung der Schimmernden Pokémon hatte also vermutlich eher keine spieltechnischen Gründe, viel eher wollte man wohl, sollte doch einmal eine solche Karte ihren Weg in ernsthafte Decks finden, die Preise auf einem relativ gesunden Niveau halten.

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In der nachfolgenden Tabelle findet ihr eine Übersicht der Schimmernden Pokémon aus Neo Revelation und Neo Destiny:

Erweiterung Nummer Kartenname Typ
Neo Revelation 65/64 Schimmerndes Garados Wasser
Neo Revelation 66/64 Schimmerndes Karpador Wasser
Neo Destiny 106/105 Schimmerndes Celebi Pflanze
Neo Destiny 107/105 Schimmerndes Glurak Feuer
Neo Destiny 108/105 Schimmerndes Kabutops Kampf
Neo Destiny 109/105 Schimmerndes Mewtu Psycho
Neo Destiny 110/105 Schimmerndes Noctuh Farblos
Neo Destiny 111/105 Schimmerndes Raichu Elektro
Neo Destiny 112/105 Schimmerndes Stahlos Stahl
Neo Destiny 113/105 Schimmerndes Despotar Unlicht

Auch heute erfreuen sich die Schimmernden Pokémon bei Sammlern großer Beliebtheit und erzielen in sehr gutem Zustand und limitierter Version (also in 1. Edition) Preise, die nicht selten weit über (mehrere) 100 Euro, vereinzelt sogar über 1.000 Euro in englischer Sprache und absolutem Top-Zustand hinausgehen. Auch für unlimitierte Karten beginnen die Preise meist nicht unter 20 Euro, je nach Pokémon und Zustand fällt der Preis entsprechend höher aus.

Was mit den Schimmernden Pokémon eingeführt wurde, hatte in gewisser Weise auch Auswirkungen auf nachfolgende Erweiterungen: Die in den unmittelbar an die Neo-Sets anknüpfend erschienenen e-Card-Serien enthielten sogenannte „Crystal Pokémon“. Diese hatten zwar kein spezielles Aussehen, zeichneten sich aber dadurch aus, dass Crystal Pokémon ausschließlich den Farblos-Typ besaßen und, wie die Schimmernden Pokémon, verschiedenste Typen von Energien zum Ausführen eines Angriffes benötigten.
Die anschließend erschienenen EX-Serien enthielten mit den sogenannten „Goldstar“-Karten Pokémon, die auf ihrer schillernden Version basierten. Diese waren auch auf ein Exemplar pro Deck limitiert, wobei einige durchaus in Turnierdecks gespielt wurden. Die Goldstar-Pokémon waren unabhängig von ihrer eigentlichen Entwicklungsstufe alle Basis-Pokémon und repäsentierten vor allem die schillernden Varianten von legendären und anderen beliebten Pokémon in beeindruckendem Design; erstmals scheinen die Pokémon aus dem ursprünglichen Artworkfeld herauszukommen. Zusätzlich macht auch ein die Textbox umgebende Glitzerstreifen optisch einiges her. Aufgrund der damals viel geringeren Druckauflage (und einer statistischen Chance, nur in jedem 72. Booster-Pack eine solche zu ziehen) haben sie inzwischen unter Sammlern ebenfalls sehr hohe Werte erreicht.

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Und auch in nachfolgenden Erweiterungen fanden sich schillernde Pokémon, welche dann teilweise in der Kartennummer durch die vorangestellten Kürzel „SH“ oder „SL“ zusätzlich (primär natürlich an ihrem Artwork) als solche erkannt werden konnten. Im „Schwarz & Weiß“-Zyklus wie auch im „XY“-Zyklus fanden sich schillernde Versionen von Pokémon unter den Secret Rares.

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Richtige, auch als solche bezeichnete Schimmernde Pokémon wurden nun aber erst wieder mit der zu Beginn angesprochenen „Schimmernde Legenden“-Erweiterung bzw. als Promokarten eingeführt.

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Diese sind teilweise vielleicht etwas spielbarer, nicht in ihrem Einsatz pro Deck limitiert und die Chance, eine solche Karte aus einem Booster zu ziehen, dürfte sich im Rahmen der damaligen Chancen bewegen. Auch der Holo-Effekt ist, wie damals, auf das Pokémon beschränkt und mit besonderer Textur versehen, was diese Karten zu tollen Sammelobjekten macht und zusätzlich noch gelungen an jene Karten aus den Neo-Sets erinnert.

Vielen Dank an BlueFirefly und Impergator für die zusätzliche Informationenen zu diesem Artikel sowie an Akatsuki, BlueFirefly und Rabenblau für das Bereitstellen der Scans. Die weiteren Scans stammen von Bisafans.de oder vom Autor des Artikels.