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Bisafans Adventskalender 2020: 14. Türchen

Weihnachtsmanngeschenke

Es klopfte.
„Komm einfach rein, Pantifrost“, rief Svenja von ihrem Schreibtisch aus dem Pokémon zu, das ihren Eltern im Haushalt half. „Aber ich hätte die Wäsche eh gleich rausgebracht.“ Doch die Tür öffnete sich nicht. Stattdessen war draußen ein leises Schluchzen zu hören.
Alarmiert stand Svenja auf, durchquerte mit schnellen Schritten ihr Zimmer und öffnete die Tür. Dort stand ihre kleine Schwester Nicky mit verweinten, roten Augen. Sie drückte ihr Plüsch-Evoli dicht an sich. „Nicky! Was ist passiert?“ Sanft zog Svenja ihre Schwester ins Zimmer und setzte sich mit ihr auf ihre Kuschelecke.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Nicky sich so weit beruhigt hatte, dass sie sprechen konnte. „Finn“, flüsterte sie, „Finn hat gesagt, Botogel wären blöde Pokémon. Ich hab gemeint, dass sie gar nicht blöd sein können, weil sie ja dem Weihnachtsmann helfen. Da hat er mich ausgelacht und gesagt, dass nur noch Babys an den Weihnachtsmann glauben würden, weil es ihn eigentlich gar nicht gibt und die Eltern die Geschenke kaufen. Ich hab ihm nicht geglaubt, aber eben hab ich Mama und Papa mit meinem Wunschzettel gesehen. Dabei hatten sie doch versprochen, ihn an den Weihnachtsmann zu schicken!“ Ein weiteres Schluchzen ließ ihren Körper erzittern und tröstend legte Svenja ihren Arm um das kleine Mädchen. „Weißt du“, sagte sie nachdenklich, „das mit dem Weihnachtsmann ist etwas komplizierter. Ich glaube, früher hat er den Kindern wirklich einmal Geschenke gebracht, aber die Erwachsenen haben irgendwann aufgehört, an ihn zu glauben und selbst angefangen, die Geschenke zu kaufen.“ Nicky sah ihre Schwester mit großen Augen an. „Bedeutet das, der Weihnachtsmann kann den Kindern jetzt keine Freude mehr machen, weil die Erwachsenen nicht mehr an ihn glauben.“
Lächelnd schüttelte Svenja den Kopf. „Aber nein“, erwiderte sie, „es gibt ja auch noch die Wünsche, die man nicht mit Geld kaufen kann. Weißt du, als ich so alt war wie du, hatte ich schreckliche Angst vor Pokémon?“ „Was?“ Nickys Augen wurden noch größer. „Aber du liebst Pokémon!“

Wie aufs Stichwort, schlüpfte ihr Folipurba durch die Tür und rollte sich auf Svenjas Schoß zusammen, um sich von ihr kraulen zu lassen. „Ja“, sagte sie, „jetzt liebe ich Pokémon wieder, aber damals hatte ich ein schlimmes Erlebnis. Das war bevor du geboren wurdest, in einer Gasse, da haben mich ein paar wilde Hunduster angefallen. Sie haben ganz laut gebellt und mir schreckliche Angst gemacht. Als wir dann an Weihnachten zu Oma und Opa gegangen sind, mussten wir an dieser Gasse vorbei. Ich bin immer langsamer geworden, weil ich solche Angst hatte. Deshalb waren Mama und Papa schon ein Stückchen weiter vorne, als ich zu dieser Gasse kam, und sie hörten auch nicht das Fiepen, das von dort aus der Dunkelheit kam. Das Fiepen war so traurig, dass ich mir ganz doll Mut wünschte, um dem armen kleinen Wesen helfen zu können. Plötzlich hörte ich leise Schlittenglöckchen und im nächsten Moment betrat ich die Gasse – meine Angst war wie weggeblasen. Mama und Papa kamen mir schnell hinterher, weil ich nicht alleine in die Dunkelheit gehen sollte, und so fanden wir alle drei gemeinsam das kleine Hunduster, das unter alten Brettern eingeklemmt war. Die anderen schienen es im Stich gelassen zu haben. Es sah überhaupt nicht mehr unheimlich aus. Nur traurig und einsam. Also haben wir es befreit und mitgenommen, um es wieder gesund zu pflegen.“ „Und das war dein Hundemon“, fragte Nicky ehrfürchtig.
„Das war mein Hundemon.“
„Und das nur, weil der Weihnachtsmann dir Mut geschenkt hat?“
„Ganz genau“, bestätigte Svenja. „Seitdem weiß ich, dass der Weihnachtsmann und seine Botogel-Helfer immer noch Geschenke verteilen. Nur eben die, die wir nicht sehen oder anfassen können. Aber wir können sie spüren. Genau hier.“ Svenja tippte auf Nickys Herz und ein Lächeln breitete sich im Gesicht des kleinen Mädchens aus. Dann nickte es langsam. „Ich glaube, dann weiß ich jetzt, was ich mir wirklich vom Weihnachtsmann wünsche!“
„Sehr schön.“ Auch Svenjas Lippen formten ein Lächeln. „Du musst es einfach nur denken und er wird alles dafür tun, um es zu erfüllen.“
Dann waren beide Schwestern einen Moment lang still. Und hinterher waren sie sich einig, dass genau in diesem Moment, leise Schlittenglöckchen zu hören waren.


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