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Bisafans Adventskalender 2023: 24. Türchen

Abschluss des Bisafans-Adventskalenders 2023

Der Bisafans-Adventskalender 2023 geht zu Ende - die Zeit ist wieder einmal wie im Flug vergangen! Wie auch im letzten Jahr bestand der Bisafans-Adventskalender nicht aus einem großen Bild, sondern aus 24 einzelnen Bildern, die uns durch den Dezember begleitet haben. Aber auch in den Türchen selbst steckte täglich etwas ganz Besonderes: In diesem Jahr haben wir unfassbar viele Bilder, Fotos, Geschichten und Kreatives eingeschickt bekommen, sodass wir leider nicht alle Werke auf Bisafans ausstellen konnten. Doch natürlich haben wir uns jedes einzelne angeschaut - und alle sind ausnahmslos toll geworden. Ein großes Danke geht daher auch in diesem Jahr an die kreativen Köpfe, die das Ende von 2023 täglich ein bisschen schöner gemacht haben.

Natürlich möchten wir uns an dieser Stelle auch bei unseren Partnern bedanken, ohne denen die vielen Verlosungen nicht möglich gewesen wären: Zum einen wäre da Poke-Corner bzw. Poke-Corner Grading die uns zahlreiche Gewinne rund um das Pokémon TCG bereitgestellt haben. Zum anderen gilt auch in diesem Jahr wieder ein großer Dank an Nintendo, die den riesigen Hauptpreis in diesem Jahr gesponsert haben. Dank den tollen Partnern konnte an jedem Adventssonntag, an Nikolaus und an Heiligabend jeweils ein Gewinnspiel mit vielen Preisen veranstaltet werden!

Auch dieses Jahr könnt ihr uns gerne eine E-Mail an advent@bisafans.de senden, wenn ihr Ideen, Verbesserungsvorschläge oder Anderes habt, das ihr uns gerne mitteilen möchtet. Wir hoffen, dass ihr auch im nächsten Jahr wieder mit von der Partie seid!

Das gesamte Bisafans-Team

PS: Die Gewinner der Türchen sind nun in den jeweiligen Türchen vermerkt worden!


Gewinnspiel

Unser Hauptgewinn in unserem Adventskalender 2023 umfasst ein großes Paket an Gewinnen. So wird es nicht nur eine brandneue Nintendo Switch OLED in der Mario Edition geben, sondern auch Super Mario Bros. Wonder. Zusätzlich verlosen wir Pokémon Karmesin oder Purpur nach Wahl, sowie das dazugehörige DLC „Der Schatz von Zone Null“!

Insgesamt verlosen wir somit die folgenden Gewinne an eine glückliche Person:

  • 1 x Nintendo Switch OLED – Mario Edition
  • 1 x Super Mario Bros. Wonder
  • 1 x Pokémon Karmesin / Purpur inklusive DLC „Der Schatz von Zone Null“

Nintendo

Ein riesiges Dankeschön an dieser Stelle an unsere Partner von Nintendo, die dieses große Gewinnpaket als Hauptgewinn zur Verfügung gestellt haben!

Um an unserem Gewinnspiel teilnehmen zu können müsst ihr euch lediglich über unser Anmeldeformular zum Adventskalender anmelden: → Hier gehts zum Anmeldeformular

Zusätzlich könnt ihr Bilder, Fotos, Basteleien oder Texte einsenden, die mit etwas Glück hinter den Türchen unseres Adventskalenders veröffentlicht werden können und zusätzlich die Gewinnchance erhöhen können. Weitere Informationen dazu gibt es hier:
→ Erklärung: Fanwork oder Geschichte einsenden

Einsendeschluss für dieses Gewinnspiel ist der 22. Dezember 2023 um 23:59 Uhr (MEZ).
Weitere Informationen zum Gewinnspiel findet ihr hier: Erweitere Informationen.


Eiskalte Wärme

Pyuki schleppte sich durch den Sand.

„Es ist viel zu heiß!“, seufzte das kleine Gufa.

Natürlich hätte Pyuki sich ins Wasser begeben können. Immerhin befand sie sich am Meer. Doch sie bevorzugte es, sich am Rande des Wassers fortzubewegen. Denn sonst würde sie sicher den anderen Gufas begegnen und das wollte sie nicht. Irgendwie war Pyuki in letzter Zeit nur noch niederschlagen, doch davon sollten die anderen möglichst nichts mitbekommen. Schließlich konnten sie ja nichts dafür.

Und so bewegte sich Pyuki ausgesprochen langsam weiter vorwärts. Und als wäre die Hitze nicht schon mehr als genug, wurde Pyuki auch noch von der Sonne geblendet. Daraufhin blickte sie hinab auf den Sand und beobachtete das Wasser dabei, wie es immer näher kam, nur um sich wieder zu entfernen.

Wieder und wieder.

So ging das eine ganze Weile, bis plötzlich...

„Hey!“, rief Pyuki vor Schreck.

Sie war von irgendetwas getroffen worden. So stark, dass es sie in Richtung Meer geschleudert hatte. Pyuki war zwar etwas benommen, aber es war gerade nochmal gutgegangen.

„Puh!“

Doch dann erblickte sie einen riesigen Schatten und schaute hinauf. Direkt über ihr befand sich eine gigantische Welle.

„Oh man“

Und schon wurde sie zurück ins Meer gespült.

Noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, war sie auch schon umzingelt.

„Pyuki! Da bist du ja!“, rief ein Finneon namens Leiyana.

„Bitte entschuldige! Ich wollte nicht, dass mein Ball dich trifft! Ich hatte nicht mal in deine Richtung gezielt“, wandte ein Gufa namens Kuddy ein.

„Das kann man ja auch nicht wirklich als Ball bezeichnen! Der ist ja nicht mal richtig rund!“, gab Leiyana zu bedenken.

„Ach was! Das lag nur am Wind! Wenn der nicht gewesen wäre, dann...“, entgegnete Kuddy.

„Pyuki! Wo willst du hin?! Willst du nicht mitspielen?“, wollte Leiyana wissen.

Pyuki seufzte.

Wie oft soll sie es ihnen denn noch sagen? Pyuki spielt zwar echt gerne mit den anderen, aber Bälle mag sie einfach nicht. Und die Bälle mögen sie anscheinend auch nicht. Was soll das bringen, einen Gegenstand ständig hin und her zu werfen? Jonglieren ist ja noch okay. Oder mit einem Gegenstand auf etwas zu zielen, um zum Beispiel ein Hindernis zu entfernen oder so. Aber einfach nur so zum Spaß hin und her werfen?

Früher hatte Pyuki das nicht so viel ausgemacht. Manchmal hatte sie sogar ein bisschen Spaß dabei. Aber seitdem das mit ihrem Cousin passiert ist...

„Pyuki?“, fragte Kuddy.

„Nein, danke. Spielt ihr ruhig“, entgegnete Pyuki.

„Wir können auch was anderes spielen, wenn du willst“, schlug Leiyana vor.

Pyuki seufzte erneut.

„Na gut“, antwortete Pyuki.

Sie hatte sowieso nichts besseres vor.

Nach einer Weile kam ein weiteres Gufa angeschwommen.

„Mijo! Hallo!“, wurde es von den anderen begrüßt.

„Hey, Leute! Ihr glaubt nicht, was passiert ist! Ich habe es endlich geschafft, Toxin einzusetzen!“, erwähnte Mijo.

Die anderen beglückwünschten das stolze Gufa, während dieses ihnen seine Geschichte erzählte.

Dabei ließ Mijo kein Detail aus und die anderen lauschten gespannt.

Die meisten Gufas waren stolz, wenn sie Toxin erlernt hatten. Denn das war eine der wenigen Attacken, die sie einsetzen konnten, um einen Gegner auf effektive Weise zu schwächen. Natürlich nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Als Pyuki vor einiger Zeit Toxin erlernt hatte, fand sie das zunächst auch cool. Jedenfalls bis...

„Komm Pyuki! Wir wollen schauen, wer Toxin am besten einsetzen kann!“, schlug Mijo vor.

„Äh... Macht ihr ruhig! Ich... hab noch was vor!“, entgegnete Pyuki und schwamm auf und davon.

Im Schwimmen war Pyuki unschlagbar. Sie liebte es, zu schwimmen und wenn sie gegen andere Wasserpokémon antrat, gehörte sie oft zu den schnellsten. Das war ein schönes Gefühl. Im kühlen Wasser zu schwimmen, war wesentlich schöner, als sich am Strand durch die Hitze zu kämpfen. Obwohl es langsam Abend wurde, war es dort immer noch ziemlich heiß. Doch das Schwimmen hatte Pyuki nur kurz abgelenkt. Ein weiteres Mal erklang ihr Seufzen.

Nachdem Pyuki zusammen mit ihrer Familie, zu der ihre Freunde natürlich dazu zählten, zu Abend gegessen hatte, schwamm sie noch einmal an die Oberfläche, um den Sternenhimmel zu betrachten. Das tat sie jede Nacht, denn sie liebt den Nachthimmel. Tagsüber war der Himmel zwar auch sehr schön, aber nachts schienen all die Sterne vom Himmel herab und funkelten auf eine stille, geheimnisvolle Weise. Doch heute Nacht war der Himmel bewölkt. Kein einziger Stern war sichtbar. Und das, obwohl heute den ganzen Tag über die Sonne geschienen hatte. Da war nichts zu machen. Und so begab sich Pyuki zu ihrem Schlafplatz.

Am darauffolgenden Tag war es sogar noch heißer, als am vorherigen. Pyuki hatte sich im Schlaf nur hin und her gewälzt. Sie hatte irgendwas Seltsames geträumt. Wovon der Traum gehandelt hatte, wusste sie nicht mehr. Und sie wollte es auch gar nicht wissen. Um sich davon abzulenken, war sie wieder einmal am Strand. Doch sie wurde das Gefühl nicht los, dass heute irgendwas anders war, als sonst. Schon bald bemerkte Pyuki eine wohltuende, kühle Brise. Sie schaute sich um und entdeckte ein Pokémon, das sie noch nicht kannte. Es erstrahlte in verschiedenen Blautönen und hatte sowohl lange Ohren, als auch lange Beine. Und mit dem, was es da machte, zog es Pyukis Aufmerksamkeit auf sich. Pyuki hätte sich das gerne von Nahem angeschaut, doch dann hielt sie inne. Es erinnerte sie wieder an das, was damals ihrem Cousin Kendo passiert war.

Als Pyuki noch sehr klein gewesen war, war sie von etwas Wunderschönem an den Strand gelockt worden. Doch noch bevor sie es erreichen konnte, war sie im Sand steckengeblieben. Ihre Kraft schwand immer mehr, bis plötzlich etwas Rundes auf sie zugeflogen kam. Pyuki hatte sich sehr erschrocken, doch sie war nicht getroffen worden. Denn ihr Cousin war schützend vor sie gesprungen und hatte den runden Gegenstand abwehrt. Wie Pyuki später erfuhr, hatte es sich bei dem Gegenstand um einen Pokéball gehalten. Und dieser war von einem jungen Mädchen auf sie geworfen worden. Pyukis Cousin Kendo hatte versucht, seine Cousine zu verteidigen und es schließlich geschafft, Pyuki ins Meer zurückzubringen. Doch in dem Moment kam ein weiterer Pokéball auf sie zugeflogen. Pyuki war von einer Welle zurück ins Meer gezogen worden. Ihre letzten Kräfte hatte sie benutzt, um zum Strand zurückzukehren. Sie hatte überall nach ihrem Cousin gesucht. Doch dieser blieb verschwunden.

Die kühle Brise fühlte sich unglaublich gut an. Und Pyuki bemerkte ein bildhübsches Glitzern. Obendrein duftete es herrlich nach Beeren. Pyuki bekam Hunger. Sie konnte nicht anders. Sie musste herausfinden, was das fremde Pokémon da machte. Sie zitterte. Daraufhin atmete sie einmal tief durch und hüpfte los. Langsam und bedächtig. Plötzlich zuckte Pyuki zusammen. Das andere Pokémon hatte sie bemerkt. Sollte sie doch umkehren? Nein. Seit jenem Tag hatte sie sich nicht mehr so weit an Land gewagt. Sie durfte jetzt nicht umkehren. Auf keinen Fall. Zitternd bewegte sie sich weiter auf das Pokémon zu. Dieses pustete daraufhin kräftig in Pyukis Richtung. Wurde sie etwa angegriffen?! Um sich vor der Attacke zu schützen, machte Pyuki rasch einen gigantischen Sprung. Doch sie landete nicht wieder auf dem Sand. Sondern auf einer Art Rutsche, die vollkommen aus Eis bestand. Pyuki schaffte es nicht, zu bremsen und so landete sie direkt vor den Füßen des unbekannten Pokémon. Von Nahem wirkte es noch größer. Pyuki wich zurück.

„Schon gut. Ich tu dir nichts“, sprach das Pokémon mit ruhiger Stimme und lächelte.

Pyuki nahm all ihren Mut zusammen.

„Was... Was für ein Pokémon bist du?“, fragte sie.

„Ich bin ein Glaziola. Und mein Name ist Freila. Und du?“, entgegnete das Glaziola.

„Ich... Ich bin ein Gufa und ich heiße Pyuki“, antwortete Pyuki.

„Also Pyuki... Bist du hier, weil du ein Eis möchtest?“, wollte das Glaziola wissen.

„Ein Eis?“, fragte Pyuki.

„Ja! Mein Partner und ich haben eine Eisdiele. Wir reisen von Ort zu Ort und versorgen Menschen und Pokémon mit köstlichem Eis! Willst du mal probieren?“, entgegnete Freila.

„Liebend gern!“, bestätigte Pyuki.

Und schon stellte das Glaziola in Windeseile einen prachtvollen Eisbecher her. Garniert mit herrlich duftenden Beeren.

„Hier, bitte!“, sprach Freila schließlich.

„Wow! Das ist wunderschön! Und ich darf das wirklich alles essen?“, wandte Pyuki ein.

„Nur zu!“, bestätigte Freila.

Und so probierte Pyuki das Eis.

„Schmeckt es?“, wollte Freila wissen.

„Das... ist einfach unglaublich lecker!“, antwortete Pyuki und ließ es sich schmecken.

Ihr strahlendes Lächeln steckte Freila an.

Doch was fast noch besser war, als das Eis, war die Art, wie Freila dieses zubereitete. Sie setzte allerhand Eisattacken ein, um eine spektakuläre Show zu bieten. Dazu gehörten unter anderem Schneelandschaft, Eisstrahl und Eissplitter.

„Wow! Deine Attacken sind so wunderschön! Bringst du sie mir bei? Biiiiiiiiiitte!“, wollte Pyuki wissen.

„Liebend gern! Aber wir sollten uns erstmal auf eine Attacke konzentrieren. Lass uns mit Eisstrahl anfangen“, erwiderte Freila.

„Wuhu! Vielen Dank, Freila! Und auch Dankeschön für das Eis!“, entgegnete Pyuki und drückte Freila.

Ihr Fell war unendlich weich und wunderbar kühl. Normalerweise hielt Pyuki zu unbekannten Pokémon Abstand. Aber bei diesem Glaziola fühlte sie sich einfach unglaublich wohl.

Freila lächelte.

„So! Dann wollen wir mal loslegen! Bist du bereit?“, sprach das Glaziola.

Pyuki nickte und stellte sich neben Freila. Voller Tatendrang.

„Also... zuerst konzentrierst du dich auf die Kälte. Spüre die Kälte mit allen Sinnen. In dir und um dich herum. Dann sammelst du sie und lässt sie raus!“, erklärte Freila und machte es vor.

Pyuki konnte über den Eisstrahl nur staunen. Sie hatte ganz genau zugeschaut und zugehört. Und jetzt war sie an der Reihe. Sie versuchte, sich auf das kühle Eis in ihr zu konzentrieren und pustete, so fest sie nur konnte. Wieder und wieder. Doch es funktionierte nicht. Nicht ein einziges Mal.

„Hmmm... Du bist doch ein Wasserpokémon, oder?“, fragte Freila daraufhin.

Pyuki nickte.

„Kannst du vielleicht eine Wasserattacke einsetzen, die so ähnlich ist wie Eisstrahl?“, entgegnete Freila.

Pyuki verneinte.

„Halb so wild. Du schaffst das schon! Du brauchst einfach mehr Übung“, ermutigte Freila sie.

„Ja! Du hast recht!“, fand Pyuki.

„Oh! Dahinten ist mein Partner! Entschuldige, aber ich werde den Rest des Tages mit der Eisdiele beschäftigt sein. Aber morgen können wir weiter trainieren“, wandte Freila ein.

„Oh... Okay! Ich werde in der Zwischenzeit ein bisschen alleine üben“, entschied Pyuki.

„Das ist die richtige Einstellung! Bis morgen!“, verabschiedete sich Freila.

„Bis morgen!“, erwiderte Pyuki.

Zu ihrer Überraschung stellte Freila noch eine Eisrutsche her, mit der Pyuki wesentlich schneller ins Meer zurückkehren konnte.

„Wuhuuu!“

Im Meer erzählte Pyuki gleich den anderen Gufas, das es gerade dabei ist, Eisstrahl zu lernen. Doch die schienen nicht gerade begeistert zu sein.

„Was ist los?“, wollte Pyuki wissen.

„Also... Ich weiß nicht wie ich es dir sagen soll, aber...“, entgegnete Kuddy.

„Gufas können Eisstrahl nicht lernen“, erklärte Mijo.

„Was?! Aber...“, entgegnete Pyuki.

„Ich weiß, viele Wasserpokémon können auch Attacken vom Typ Eis erlernen, aber mir fällt da jetzt keine Attacke ein, die...“, wandte Mijo ein.

„Dann werde ich eben das erste Gufa sein, das Eisstrahl erlernt!“, entschied Pyuki.

„Also... Ich habe zumindest mal von einem Gufa gehört, das Hagelsturm einsetzen kann“, fiel Kuddy ein.

„Was?! Wirklich?! Wo ist es?! Von dem Gufa könnte ich bestimmt eine Menge lernen!“, entgegnete Pyuki strahlend.

„Es ist nur eine Legende. Ich bin besagtem Gufa bisher nicht begegnet“, gab Kuddy bedenken.

„Oh... Schon okay! Ich bekomm das schon hin! Ich muss einfach weiter üben“, fand Pyuki.

Und so trainierte sie... und trainierte... und trainierte.

„Pyuki! Mach doch mal ne Pause und spiel mit uns!“, schlug Leiyana vor, die gerade angeschwommen kam.

Kuddy und Mijo hatten ihr offenbar von Pyukis Vorhaben erzählt. Aber eine Pause war gar keine schlechte Idee.

„Klingt gut“, entgegnete Pyuki und gesellte sich zu den anderen.

Seitdem ihr Cousin damals spurlos verschwand, nutzte Pyuki sehr oft Gelegenheiten, mit ihren Freunden zu spielen. Oder sonst Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Auch wenn sie in letzter Zeit nicht so gut drauf war, versuchte sie sich zusammenzureißen. Denn sie wusste nie, ob sie am darauffolgenden Tag noch alle zusammen sein würden.

Pyuki war zwar ziemlich niedergeschlagen, weil sie mit der neuen Attacke bisher keine Fortschritte gemacht hatte, aber zumindest hatte sie ein Ziel, dem sie sich widmen konnte und das war irgendwie aufregend.

Das Spielen mit ihren Freunden machte Pyuki irgendwie mehr Spaß als sonst. Und auch das Abendessen schien heute besser zu schmecken. Pyuki drückte ihre Familie wie an jedem Abend und begab sich in der Nacht wieder an die Oberfläche. Der Sternenhimmel erstrahlte, im Gegensatz zu gestern, wieder in voller Pracht. Obwohl es heute so heiß gewesen ist, hatte Pyuki kaum etwas von der Hitze wahrgenommen, seitdem sie dem Glaziola Freila begegnet war. Und in dieser Nacht schlief sie in Windeseile ein.

In den darauffolgenden Tagen trainierte Pyuki fleißig weiter. Freila half ihr dabei und im Gegenzug sorgte Pyuki dafür, dass Freila einige der schmackhaftesten Beeren in der Gegend bekam, die man finden konnte. Wie das Glaziola diese für neue Eissorten verwendete, war unendlich schön anzuschauen. Zudem garnierte Freila das Eis oft mit den unterschiedlichsten Zutaten, wie etwa Sahne oder Keksstückchen. Pyuki konnte es gar nicht erwarten, auch ein paar Eisattacken einsetzen zu können.

Wenn Freila keine Zeit mehr hatte, übte Pyuki alleine weiter. Außerdem spielte sie oft mit ihren Freunden und sie fühlte sich wirklich wesentlich besser. Ab und zu glaubte Pyuki ein paar Tropfen bemerkt zu haben, wenn sie für Eisstrahl trainierte. Aber die kamen vielleicht auch nur von der frischen Meeresbrise. Und so kam Pyuki auf die Idee, dass es vielleicht leichter gehen würde, wenn sie zusätzlich zum Typ Wasser den Typ Eis besäße. Vielleicht könnte sie auch eine andere Form annehmen, wie die Pokémon, die in andere Regionen gebracht worden waren und sich dann an die dortigen Lebensverhältnisse angepasst haben. Aber Pyukis Freunde meinten, sowas würde bestimmt etliche Generationen dauern. Also wird daraus wohl nichts.

Als Pyuki darüber mit Freila sprach, erzählte sie ihr, wie sie als Evoli mit dem Typ Normal zu einem Glaziola mit dem Typ Eis geworden war. Sie erzählte von ihrer aufregenden Reise zu dem sogenannten Eisfelsen im Norden der Sinnoh Region und wie sie dort trainiert hatte und sich schließlich im strahlenden Licht zu einem Glaziola entwickelte.

Pyuki hatte aufmerksam zugehört. Vielleicht war das genau das, was sie brauchte, um auch Eisattacken zu lernen. Und so fragte sie Freila, ob sie vielleicht mit ihr dorthin reisen könnte.

„Das würde ich sehr gerne, aber das ist ganz schön weit weg von hier. Außerdem kann ich meinen Partner nicht im Stich lassen“, gab das Glaziola zu bedenken.

„Oh... Schon okay. Dann werde ich wohl...“, erwiderte Pyuki.

„Außerdem werden wir morgen mit der Eisdiele weiterziehen“, gab Freila zu.

„Was?! Was soll das heißen? Weiterziehen?!“, fragte Pyuki überrascht.

„Nun... Mein Partner und ich reisen sehr viel. Damit möglichst viele in den Genuss unseres Eises kommen können“, erklärte Freila.

„Dann... Dann werden wir uns morgen verabschieden müssen?“, wollte Pyuki wissen.

„Leider ja. Aber das mit dem Eisstrahl bekommst du schon hin“, wandte Freila ein.

„Aber... Wir haben uns doch erst vor ein paar Tagen kennengelernt“, gab Pyuki zu bedenken.

Daraufhin drückte Freila Pyuki. Man würde denken, das würde sich kalt anfühlen, aber alles, was Pyuki wahrnahm, war eine wundervolle Wärme.

Am nächsten Tag machte Pyuki eine Pause vom Training und genoss ihre restliche Zeit mit Freila so gut es ging. Freila erzählte ihr von den unglaublichen Abenteuern, die sie zusammen mit ihrem Partner bereits erlebt hatte und all den verschiedenen Pokémon, denen sie bereits begegnet waren. Die Orte, die es zu entdecken galt, die Gefahren, die überwunden wurden und wie sie ihre Leidenschaft für das Herstellen von Speiseeis entdeckt hatten. Das Glaziola sprach auch darüber, wie unglaublich schwer alles am Anfang gewesen war. Doch ihr Partner und sie haben sich stets gegenseitig dazu ermutigt, das Beste aus sich rauszuholen und waren Tag und Nacht zusammen. Pyuki war nie auf Reisen gewesen. Seitdem ihr Cousin spurlos verschwunden war, hatte sie sich nie besonders weit weg getraut. Aber jetzt, nachdem sie all diese Geschichten von Freila gehört hatte, würde sie sich vielleicht doch gerne auf ein Abenteuer begeben.

Zum Abschied hatte Pyuki Freila extra viele Beeren gebracht. Und Pyuki bekam von Freila einen ganz besonderen Eisbecher. Sie hatte zwar jeden Tag, seitdem sie Glaziola kannte, mit ihr zusammen Unmengen an Eis verputzt, aber diesmal war es ein wahres Meisterwerk. Fast zu schön zum Essen. Freila hatte besonders viele Wasmelbeeren benutzt, da diese zu Pyukis Lieblingsbeeren gehören. Sie genossen zusammen den Rest des Eises und drückten sich, bevor Freila mit ihrem Partner weiterzog.

Im Gegensatz zu sonst, schaute Pyuki den beiden diesmal hinterher. Dabei fiel ihr auf, dass sie Freilas Partner noch nie zuvor erblickt hatte. Denn dann wäre ihr aufgefallen, dass es sich dabei um einen Menschen handelt. Eigentlich logisch... Wer hat schon von Eisdielen gehört, die nur von Pokémon betrieben werden? Ein Schauer überkam Pyuki. Sie hatte bisher keine angenehmen Begegnungen mit Menschen gehabt und versteckte sich meist vor ihnen.

Ob Freila auch an einen Ball gebunden war? Jedenfalls schien sie mehr, als nur glücklich zu sein. Und an der Art, wie Freila zu ihrem Partner aufschaute, erkannte Pyuki, dass sie vollkommenes Vertrauen zu ihm hatte. Mit diesem Menschen hatte sie also all diese unglaublichen Abenteuer erlebt?

Irgendwann verschwanden die beiden in der Ferne und Pyuki fasste einen Entschluss. Sie würde sich selbst auf den Weg zum Eisfelsen machen, um ihrem Ziel, möglichst viele Eisattacken zu lernen, näherzukommen. Doch dafür musste sie erstmal wissen, wie sie dort hinkommt. Freila hatte ihr erzählt, dass sich der Eisfelsen im Norden der Sinnoh Region befindet. Südlich von der Stadt Blizzach. Und so begab sich Pyuki zurück ins Meer und erzählte den anderen von ihrem Vorhaben.

„Ich hab es! Ich hab es“, sprach Mijo.

„Zuerst lässt du dich mit einem Pokéball fangen und dann...“

„Auf keinen Fall!“, entgegnete Pyuki.

„Hör erstmal bis zum Ende zu! Also... Du lässt dich von einem Trainer fangen, der dich dann mit einem Pokémon in Blizzach austauscht. Die Menschen haben Tauschmaschinen, mit denen geht das ganz schnell! Dann begibst du dich zum Eisfelsen und tust, was du tun musst. Und schließlich kehrst du nach Blizzach zurück, lässt dich zurücktauschen, zerstörst deinen Pokéball und bist wieder hier“, erzählte Mijo.

Die anderen schienen nicht gerade begeistert zu sein.

„Müsste man dafür nicht... mit den Menschen reden können?“, wandte Kuddy ein.

„Ja... Vermutlich schon...“, stimmte Mijo Kuddy zu.

„Du könntest doch einfach dorthin schwimmen“, schlug Leiyana vor.

„Dafür ist es zu weit weg. Das würde ewig dauern“, entgegnete Pyuki.

In den darauffolgenden Tagen fragte Pyuki Unmengen an Pokémon, ob sie eine Idee hätten. Doch auch die weiteren Ideen waren nicht gerade prickelnd.

„Gibt es denn gar keinen Weg, nach Sinnoh zu kommen?“, fragte sie vor sich hin.

„Entschuldige, aber... hast du gesagt, du würdest gerne nach Sinnoh?“, wollte jemand wissen.

Pyuki drehte sich um.

Vor ihr befand sich ein Pokémon, das Freila ähnelte. Aber es hatte andere Farben und seine Ohren und sein Schweif waren Blättern zum Verwechseln ähnlich.

„Äh... Ja, das würde ich gerne“, bestätigte Pyuki.

„Dann hast du Glück. Dieses Schiff kann dich dorthin bringen“, sprach das Pokémon.

Pyuki schaute auf. Im Meer befand sich ein gigantisches Schiff, das offensichtlich für Urlauber und sonstige Reisende gedacht war.

„Wow!“, staunte Pyuki ehrfürchtig.

„Das Schiff wird bei Sonnenuntergang ablegen und auch an Fleetburg vorbeikommen. Eine Stadt im Westen der Sinnoh Region“, erzählte das Pokémon.

„Du kennst dich aber gut aus! Kommst du etwa aus der Sinnoh Region? Was für ein Pokémon bist du?“, fragte Pyuki.

„Ja! Von dort komme ich. Und dort habe ich mich von einem Evoli zu einem Folipurba entwickelt“, erzählte das Folipurba.

Deswegen ähnelte es Freila also so sehr. Es war ebenfalls eine Weiterentwicklung eines Evolis.

„Also, dann... Vielen Dank, Folipurba“, erwiderte Pyuki.

„Aber gerne doch, kleines Gufa!“, entgegnete das Folipurba.

Offenbar war es bereits dem ein oder anderen Gufa begegnet.

„Moment! Hast du gesagt... bei Sonnenuntergang?!“, fragte Pyuki nach.

Das Folipurba nickte.

„Ich muss unbedingt noch was erledigen! Danke nochmal!“, verabschiedete Pyuki sich mit einem Lächeln.

„Gern geschehen!“, entgegnete das Folipurba und erwiderte das Lächeln.

Pyuki blieb nicht mehr viel Zeit. Klar, hätte sie sich einfach an Bord begeben und auf die Abfahrt warten können, aber eines musste sie zuvor noch tun. Sie musste es einfach. Sie musste sich anständig von ihrer Familie verabschieden. Zwar war Pyuki seit Kendos Verschwinden auf weitere Vorfälle dieser Art gefasst, aber ob die anderen es auch waren? Was auch passiert, Pyuki wollte auf gar keinen Fall, dass die anderen sich jemals so fühlen müssen, wie sie sich seit jenem Tag fühlte. Diese Ungewissheit machte sie fertig. Darum wollte sie dafür sorgen, dass die Pokémon, mit denen sie ihr bisheriges Leben verbracht hatte, wissen, wo es sie hinzog und warum. Und so schwamm sie, so schnell sie nur konnte.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Pyuki ihre Familie gefunden. Pyuki war ganz außer Atem, aber es gab keine Zeit zu verlieren. Sie erzählte ihrer Familie von dem Schiff und dem Grund, warum ihr die Reise mit diesem so wichtig war. Zu Pyukis Verwunderung waren alle wesentlich verständnisvoller, als sie gedacht hätte. Sie sprachen noch eine Weile miteinander, tauschten Worte der Dankbarkeit aus und drückten sich alle. Wesentlich länger, als sonst. Es erinnerte Pyuki an den Abschied von Freila, denn sie spürte erneut diese angenehme Wärme. Kurz darauf war es für Pyuki an der Zeit, aufzubrechen. Sie schaute nochmal jeden Einzelnen an, bevor sie zurück zum Schiff schwamm. Pyuki musste sich unglaublich beeilen, denn die Sonne war kurz davor, unterzugehen.

Und so schwamm sie und schwamm und schwamm.

Doch Pyuki kam zu spät. Als sie das Schiff erblickte, war der Zugang zu diesem bereits weg. Und Pyuki hätte auf keinen Fall weit genug springen können. Mit Eisstrahl wäre es ein Leichtes gewesen, auf das Schiff zu kommen. Dieses gab ein unglaublich lautes Geräusch von sich und war fast bereit für die Abfahrt. Das kann doch jetzt nicht das Ende sein! Es muss noch einen Weg geben! Und so schwamm das kleine Gufa um das gigantische Schiff herum. Und tatsächlich! Pyuki erblickte den Anker, wie er langsam nach oben gezogen wurde und hatte eine Idee. Ein wenig riskant, aber sie hatte keine Zeit mehr, sich etwas anderes zu überlegen.

Daraufhin atmete Pyuki einmal tief durch, nahm all ihren Mut zusammen und sprang. Fast wäre sie vom Anker runtergerutscht, aber irgendwie schaffte sie es doch, sich festzuhalten, bis sie endlich am Platz des Ankers angekommen war und sich in einer Nische des Schiffes verstecken konnte. Sie schaute hinab auf das Meer. Vielleicht hätte sie das nicht tun sollen, denn es war unglaublich hoch. So hoch, dass Pyuki schwindelig wurde. Kurz darauf setzte sich das Schiff in Bewegung. Nun war es also soweit. Pyukis erste große Reise ging endlich los! Doch es wartete noch eine Überraschung auf sie. Ihre Familie war ihr gefolgt und lächelte ihr zu. Zwar konnte Pyuki die anderen kaum sehen, weil sie von dort oben aus winzig erschienen, aber irgendwie konnte sie spüren, dass sie lächelten. Also lächelte Pyuki zurück. Und irgendwann verschwand das Schiff schließlich hinter dem Horizont.

Pyuki schaute zum Himmel hinauf. Dieser kam ihr so schön vor, wie nie zuvor. Doch als Pyuki daran dachte, wie weit weg und scheinbar unerreichbar die Sterne doch waren, lief ihr eine Träne an der Wange hinunter. An der anderen Wange folgte eine weitere Träne. Es waren Tränen des Abschieds, aber auch des Neuanfangs. Pyuki wunderte sich, warum sie nicht schon eher geweint hatte. Bei dem Abschied von Freila etwa oder dem Abschied von all den anderen, mit denen sie jetzt eine ganze Weile nicht mehr zusammen spielen oder essen konnte. Als Pyuki klar wurde, zu was sie alles eine Zeit lang nicht mehr in der Lage sein würde, konnte sie die restlichen Tränen nicht mehr zurückhalten. Sie weinte und weinte und ließ alles raus.

Schließlich erinnerte sie sich daran, warum sie diese Reise angetreten hatte und was noch vor ihr liegen würde. Pyuki war fest entschlossen, Eisattacken zu lernen. Die ein oder andere Wasserattacke durfte natürlich auch nicht fehlen. Aber eins nach dem anderen. Und so wischte sie die Tränen ab und das Abenteuer konnte beginnen.

Pyuki war viel zu erschöpft, um sich vom Fleck zu rühren. Und so dauerte es nicht lange, bis sie eingeschlafen war.

Es war noch Nacht, als Pyuki wieder aufwachte. Nicht etwa, weil sie nicht mehr müde war, sondern weil sie Hunger hatte. Großen Hunger. Sie hatte gestern das Abendessen verpasst. Doch hier in der Nische gab es nichts zu essen und es war nur ein Weg vorhanden. Langsam und vorsichtig tastete sich Pyuki weiter voran. Und nach einer gefühlten Ewigkeit, landete sie in einem großen Raum mit jeder Menge Gerümpel. Doch die Lichtverhältnisse waren nicht gerade prickelnd und so musste sich Pyuki weiterhin auf ihren Tastsinn verlassen.

Und nach einer weiteren gefühlten Ewigkeit, fand sie endlich einen Weg nach draußen. Schlagartig wurde sie von einer starken Meeresbrise erfasst, die einfach herrlich duftete. Pyuki war auf dem Deck angekommen und drehte sich herum. Dabei erblickte sie den Horizont und stellte fest, dass gerade die Sonne aufging. Pyuki konnte sich gar nicht erinnern, wann sie das letzte Mal einen Sonnenaufgang beobachtet hatte. Und dann auch noch einen so unglaublich Schönen. Der Himmel und das Meer zeigten ein wirklich atemberaubendes Farbenspiel. Pyuki konnte ihr Glück kaum fassen. Allein für diesen Anblick hatte sich die Reise schon gelohnt. Erst jetzt wurde ihr gewahr, dass sich um sie herum auch Menschen und Pokémon befanden. Offenbar Mitarbeiter auf dem Schiff, die das Frühstück für die Passagiere vorbereiteten. Und bei so viel Essen, wie sie herbrachten, musste es sich um eine gigantische Menge an Passagieren handeln. Pyuki wurde das Getümmel zu groß und so suchte sie nach einem Ort, um sich zu verstecken. Dabei erblickte sie mehrere Swimmingpools.

„Wasser!“, rief Pyuki erleichtert und sprang direkt in eines der Becken.

Doch das hätte sie sich zweimal überlegen sollen. Denn die Temperatur des Wassers war wesentlich geringer, als die des Meerwassers, in dem sie sonst geschwommen war. Zudem schmeckte das Wasser komisch und es war auch überhaupt nicht salzig. Erschrocken sprang Pyuki wieder aus dem Becken heraus. Wenigstens war sie jetzt richtig wach. Vorsichtig probierte sie die anderen Becken aus. Eines war wirklich eisig kalt und ein anderes war fast schon zu heiß. Schließlich entdeckte Pyuki eines mit einem wunderschönen Wasserfall und einer angenehmen Wärme. Hier konnte sie es sich gutgehen lassen. Vielleicht ein bisschen zu gut. Denn obwohl sie eben noch so wach gewesen war, war sie kurz darauf wieder eingeschlafen.

Und als sie wieder wach wurde, waren die Pools voller Urlaubsgäste. Menschen, sowie Pokémon. Das war ein bisschen zu viel Tumult für Pyuki und so sprang sie wieder aus dem Wasser. Doch auch am sonstigen Deck wimmelte es nur so von Passagieren.

Pyuki seufzte.

Kurz darauf wurde sie auf einen wundervollen Duft aufmerksam, der sich mit weiteren Düften kombinierte. Pyuki war bei den Buffets angekommen. Offenbar waren alle Vorbereitungen für das Frühstück abgeschlossen worden. Denn viele der Gäste ließen es sich schmecken. Offensichtlich gab es sowohl ein Buffet für Menschen, als auch eines für Pokémon. Es gab sogar eines für die wilden Pokémon, die angeflogen kamen, sich einige Happen genehmigten und noch etwas davon mitnahmen. Das Essen für die Pokémon bestand offenbar hauptsächlich aus Beeren. Daher auch der süßlich angenehme Duft. Die Beeren waren auf viele unterschiedliche Arten zubereitet worden und Pyuki staunte über all die wundervollen Gerichte. Sie wusste gar nicht, was sie zuerst essen sollte. Auch an Getränken mangelte es nicht.

Nachdem Pyuki das Essen einigermaßen verdaut hatte, begab sie sich auf Erkundungstour. Das Schiff war so riesig, dass ein Tag gar nicht ausgereicht hätte, um sich alles anzuschauen. Zum Glück dauerte die Reise nach Sinnoh wesentlich länger. Eine der Lieblingsbeschäftigungen von Pyuki bestand darin, all die Wasserrutschen, die in die verschiedenen Pools führten, hinunterzurutschen. An die anderen Pokémon hatte sie sich inzwischen gewöhnt, aber von den Menschen hielt sie lieber Abstand. Auch wenn nur wenige von ihnen mit Pokébällen um sich warfen.

Nachts, wenn kaum noch jemand an Deck war, übte Pyuki weiterhin, Eisstrahl einzusetzen. Sie machte zwar keine Fortschritte, aber sie gab nicht auf. Von dem Schiff aus konnte man prima die Sterne beobachten. Sie waren überall um einen herum. Ansonsten hörte man nur das Rauschen der Wellen. Pyuki fragte sich, wieso sie sich erst jetzt auf ihre erste Reise begeben hatte. Sie hatte nämlich unglaublich viel Spaß. Schließlich begab sich Pyuki an ihren neuen Schlafplatz, im Pool unter dem Wasserfall. Das Rauschen des Wassers war unglaublich beruhigend.

Tag für Tag legte das Schiff an verschiedenen Häfen an. Immer wieder dachte Pyuki, dass sie jetzt endlich in Sinnoh angekommen wäre, aber dem war nicht so.

Einige Tage später...

Pyuki seufzte.

„Wird dieses Schiff jemals in Fleetburg ankommen?“, fragte sie.

„Hast du gesagt, Fleetburg?“, wollte ein Krabby wissen.

„Äh... ja“, bestätigte Pyuki.

„Das Schiff war doch eben erst da! Es hat eine ganze Weile an dem Hafen gehalten“, wandte das Krabby ein.

„Was?! Das war Fleetburg?!“, wunderte sich Pyuki und schaute sich um.

Was soll sie jetzt nur tun?! Sie konnte nicht einfach vom Schiff runter. Wenn doch nur ein Wailord vorbei geschwommen käme! Dann könnte Pyuki auf dieses springen und sanft wieder ins Meer gelangen. Aber eigentlich würde das auch nicht viel nützen. Denn obwohl Wailords eigentlich sehr sanftmütig sind, ist ihre schiere Größe unglaublich einschüchternd.

Wenn Pyuki doch nur jetzt schon Eisstrahl einsetzen könnte! Dann könnte sie einfach eine Rutsche formen, die ins Meer führt! Die müsste dann allerdings ganz schön lang sein...

Oder vielleicht würde eines der fliegenden Pokémon sie kurz im Meer absetzen. Aber was sollte Pyuki jenem Pokémon im Gegenzug dafür geben?

„Hast du dort was Wichtiges zu erledigen? In Fleetburg?“, wollte das Krabby wissen.

„Also... Nicht direkt in Fleetburg. Eigentlich wollte ich nur nach Sinnoh. Wenn möglich, in den Norden Sinnohs“, erklärte Pyuki.

„Wenn das so ist, hast du Glück. Denn als nächstes wird das Schiff bei der Eiseninsel Halt machen. Die befindet sich im Nordwesten Sinnohs“, erklärte das Krabby.

„Wirklich?! Das klingt ja großartig! Vielen Dank, dass du mir das erzählt hast!“, bedankte sich Pyuki.

„Ach! Ist doch nicht der Rede wert! Also, dann... Gute Reise!“, entgegnete das Krabby und krabbelte davon.

„Danke! Dir auch eine gute Reise!“, erwiderte Pyuki und hielt schon mal nach der Eiseninsel Ausschau.

Sie war so erleichtert, dass sie auf dem Schiff geblieben war. Denn nun würde sie wesentlich schneller beim Eisfelsen ankommen. Und da Pyuki nicht mehr viel Zeit auf dem Schiff blieb, versuchte sie, die Zeit so gut es ging zu genießen.

Als das Schiff an der Eiseninsel anlegte, wurde Pyuki ein wenig wehmütig. Schließlich hatte ihr die Reise mit dem Schiff viel Spaß gemacht. Nachdem sie sich an Land begeben hatte, drehte sich Pyuki zum Schiff um, verbeugte sich und bedankte sich für die angenehme Reise. Danach schaute sie sich ein wenig auf der Eiseninsel um. Die Höhle war ziemlich beeindruckend, aber Pyuki wagte sich nicht allzu tief hinein. Schließlich wollte sie auch wieder herausfinden. Es fühlte sich ein wenig seltsam an, nach so langer Zeit auf dem Schiff wieder an Land zu sein. Aber so lange blieb Pyuki nicht an Land. Sie verließ die Höhle, suchte sich eine nicht allzu steile Stelle am Rand der Insel und sprang ins Meer.

Sie erschauderte. Das Wasser war ziemlich kalt. Aber immerhin konnte sie wieder in Salzwasser schwimmen. Nun musste sie nur noch wissen, in welche Richtung sie schwimmen soll. Wenn die Eiseninsel im Nordwesten Sinnohs liegt, muss Pyuki in Richtung Osten schwimmen, um ans Festland zu gelangen. Dann noch ein bisschen weiter nördlich und schon dürfte der Eisfelsen nicht mehr weit sein. Aber wo ist Osten? Pyuki schaute sich um.

„Aber natürlich! Die Sonne! Wenn sie im Osten aufgeht... und jetzt dort ist... und etwa dort untergeht... muss ich... da lang!“, sprach Pyuki und schwamm drauf los.

Es war so herrlich wieder im Meer zu schwimmen. Pyuki hatte Unmengen an Platz und machte ein paar Luftsprünge.

„Wuhuuu!“

Bald hatte sie die Eiseninsel hinter sich gelassen und wo sie auch hinschaute, überall war Wasser. Sie tauchte auch mal unter, um die Unterwasserwelt zu bewundern. Hier waren nicht allzu viele Pokémon, aber Pyuki entdeckte dafür auch die ein oder andere Pokémonart, welche sie zuvor noch nicht gekannt hatte. Das Gleiche galt für die Pflanzen. Und so schwamm Pyuki weiter voran.

Sie schwamm und schwamm und das Wasser wurde immer kälter, aber noch immer war kein Festland in Sicht. Pyuki schwamm zwar sehr gerne, aber langsam wurde sie müde.

Irgendwann war die Sonne untergegangen und Pyuki fragte sich, ob sie überhaupt in die richtige Richtung schwamm.

„Vielleicht sollte ich für heute eine Pause machen“, überlegte sie und tauchte unter.

Doch das Wasser war viel zu düster. Pyuki konnte kaum etwas erkennen und hatte das Gefühl, dass irgendetwas in der Tiefe auf sie lauerte. Sie zitterte. Hier konnte sie nicht bleiben. Auf gar keinen Fall! Doch wo lang? Voller Panik schwamm sie einfach irgendwohin.

Irgendwann blickte Pyuki schließlich gen Himmel.

„Wow!“

Mehr blieb nicht zu sagen, denn der Nachthimmel war einfach atemberaubend. Mit einem Schlag hatte Pyuki ihre Furcht vergessen. Eine ganze Weile lang betrachtete sie die Sterne.

„Die Sterne! Aber natürlich!“, rief Pyuki erleichtert.

Denn da sie die Sterne jede Nacht beobachtete und jener Stern dort oben immer in Richtung Norden zeigte, wusste sie genau, wo sie hin musste.

Mit der Zeit wurde Pyuki müder und müder. Aber sie durfte nicht einschlafen. Nicht hier. Es war einfach nicht sicher genug. Außerdem bekam sie langsam Hunger und wurde immer erschöpfter. Doch zu essen gab es hier nichts und Pyuki traute sich nicht, nochmal unterzutauchen. Dafür war es inzwischen viel zu düster. Zudem war es unglaublich still. Zu still. Zu hören waren nur das Meer und eine leichte Brise, die Pyuki ins Gesicht wehte. Eigentlich ganz angenehm, wenn da nicht die zunehmende Kälte wäre.

Pyuki versuchte sich auf die Sterne zu konzentrieren. Doch irgendwie waren es wesentlich weniger Sterne als zuvor. Bald entdeckte sie warum. Der Himmel wurde immer bewölkter und der Wind wurde kälter und stärker. Auch die Wellen machten es Pyuki nicht gerade leicht. Sie spürte einen eiskalten Tropfen im Nacken. Es folgte ein weiterer Tropfen. Und schon bald regnete es in Strömen. Es war zwar ein wenig kalt, aber Pyuki gefiel es. Sie hat Regen schon immer gemocht.

Doch dann erstrahlte plötzlich ein Blitz am Himmel. Pyuki hatte sich unglaublich erschreckt. Und nachdem der Blitz eingeschlagen hatte, erfolgte ein ohrenbetäubender Donner. Pyuki schwamm um ihr Leben und zitterte am ganzen Körper. Sie wurde von den Blitzen umzingelt und fürchtete jedes Mal, selbst getroffen zu werden. Pyuki schaute gar nicht mehr, wo sie hinschwamm und wollte einfach nur weg von hier.

Da schlug auf einmal ein Blitz direkt vor ihr ein. Hätte Pyuki nicht angehalten, wäre sie direkt gegen eine steile Wand gekracht. … Moment! Eine Wand! Pyuki hatte es geschafft! Sie hatte tatsächlich das Festland erreicht! Jetzt musste sie nur noch eine Stelle finden, die flach genug war, um sich an Land zu begeben. Leichter gesagt, als getan, aber die Blitze machten wenigstens ab und zu Licht, sodass sich Pyuki nach einer gefühlten Ewigkeit endlich an Land begeben konnte. Erschöpft, hungrig und völlig außer Atem, suchte sie sich eine kleine Höhle, die nur ein wenig größer war, als sie selbst. Pyuki fürchtete sich zwar noch immer vor dem Gewitter, aber sie war auch erleichtert, endlich einen Schlafplatz gefunden zu haben. Daraufhin beruhigte sie sich ein wenig und schlief schließlich ein.

Doch lange schlafen konnte sie nicht. Immer wieder wurde sie von dem Gewitter geweckt. Als dieses endlich vorübergezogen war, traute sich Pyuki wieder nach draußen. Sie erinnerte sich an den wohltuenden Wasserfall auf dem Schiff, unter dem sie so schön schlafen konnte. Und an all die köstlich zubereiteten Gerichte aus Beeren...

Pyuki war immer noch müde. Aber sie hatte so schlecht geschlafen, dass sie beschloss, lieber auf Nahrungssuche zu gehen, anstatt weiterzuschlafen. Um Pyuki herum standen haufenweise Bäume, die sie nicht kannte. Leider trug keiner von ihnen Beeren. Also musste sie woanders suchen. Sie hätte sich gerne noch wenigstens einen Schluck Wasser gegönnt, aber der Weg, über den sie letzte Nacht auf das Festland gelangt war, ist durch das Gewitter unglaublich matschig und rutschig geworden. Bei dem Versuch, kurz ins Meer zu springen, könnte Pyuki also entweder im Matsch steckenbleiben oder der Schlamm war möglicherweise so rutschig, dass sie nach einem Sprung ins Meer nicht wieder zurück an Land gekonnt hätte. Und so suchte Pyuki stattdessen nach einer möglichst sauberen Pfütze und begab sich vorsichtig hinein. Das Wasser schmeckte ziemlich erdig, aber immerhin hatte Pyuki Wasser. Nach der kurzen Erfrischung setzte sie ihre Reise zum Eisfelsen an Land fort.

Immer weiter in Richtung Norden. Das kleine Gufa bekam immer größeren Hunger. Doch auch hier gab es nichts zu essen. Zudem wurde es immer kälter, je weiter Pyuki vorankam. Sie begann zu zittern. Dann fiel plötzlich etwas vom Himmel. Pyuki konnte es kaum glauben.

„Eine Schneeflocke!“, staunte sie.

„Und noch eine! Und noch eine!“, rief sie und hüpfte lachend auf und ab.

Nach einer Weile war Pyuki so weit gekommen, dass sich um sie herum eine Schneeschicht gebildet hatte und sie überall Spuren im Schnee hinterließ. Das machte ihr unglaublichen Spaß.

„Der Eisfelsen ist bestimmt nicht mehr weit! Wuhu!“

Doch schon bald kam Pyuki durch all den Schnee kaum noch voran und drohte sogar, an der ein oder anderen Stelle festzufrieren. Sie zitterte am ganzen Körper und hatte noch immer nichts Essbares entdeckt. Jedenfalls nichts, was sie kannte. In einem der Bäume hing etwas, das einer Beere ähnelte. Pyuki hätte es bestimmt vom Baum holen können, wenn sie mit Toxin darauf gezielt hätte. Aber seit ihrem letzten Erlebnis mit dieser Attacke, war sie dagegen, diese einzusetzen. Außerdem wusste Pyuki sowieso nicht, ob das da oben überhaupt essbar war, also machte sie sich wieder auf den Weg. Doch durch all die Wolken wusste sie nicht einmal, ob sie auf dem richtigen Weg war. Pyuki fror wie noch nie, war so hungrig wie noch nie und so müde wie noch nie. Sie hätte sich gerne eine Pause gegönnt, aber sie wusste, dass man bei einer solchen Kälte auf gar keinen Fall einschlafen durfte. Sie überlegte, ob sie sich vielleicht eine kleine Höhle graben könnte, aber dafür war der Grund viel zu hart. Obendrein blieb Pyuki ständig im Schnee stecken, welcher mittlerweile wesentlich höher war, als sie selbst. Und als wenn das noch nicht genug wäre, hatte sich der leichte Schneefall inzwischen zu einem heftigen Schneesturm entwickelt. Irgendwann hatte Pyuki keine Kraft mehr.

Als sie wieder aufwachte, spürte sie Wasser. Herrlich warmes Wasser. Es fühlte sich unglaublich angenehm an. Pyuki schaute sich um und wusste nicht, wo sie war. Jedenfalls nicht draußen. Um sie herum war es ein bisschen so wie in diesen kleinen Räumen, die es in dem Schiff unter Deck gab. Nur war dieser Raum wesentlich größer. Pyuki befand sich in einer Wanne. Wie war sie hierher gekommen?

Plötzlich nahm sie seltsame Geräusche wahr. Es klang wie Schritte. Jemand kam näher. Pyuki wollte sich gerade ein Versteck suchen, doch es war schon zu spät. Direkt vor ihr befand sich... ein Mensch! Pyuki erschrak. Hatte dieser Kerl etwa die Gelegenheit genutzt, dass sie so schwach gewesen war und sie gefangen?! Pyuki schaute sich nach einem Pokéball um, doch sie fand keinen. Und auch sonst fühlte sie sich nicht anders.

„Du bist wach! Bin ich erleichtert!“, sprach der junge Erwachsene.

Noch nie zuvor hatte ein Mensch Pyuki direkt angesprochen. Und obwohl seine Stimme ehrlich klang, traute Pyuki diesem Kerl ganz und gar nicht. Nichts wie weg!

Doch Pyuki kam nicht weit. Es gab keinerlei Fluchtmöglichkeiten.

„Ist schon gut! Du bist hier sicher!“, sagte der Mensch mit ruhiger Stimme.

Pyuki schaute durch eines der Fenster nach draußen. Es hatte aufgehört zu schneien, aber es lag noch immer überall Schnee. Haufenweise Schnee. Und obwohl es so nah schien, war es hier drin überhaupt nicht kalt. Hatte Pyuki vielleicht schon zusätzlich den Typ Eis erhalten, ohne es zu wissen? Freila hatte nämlich erwähnt, dass sie, seitdem sie ein Glaziola war, nicht mehr friere. Selbst bei der bittersten Kälte nicht. Auf einmal wurde Pyuki auf einen wundervollen Duft aufmerksam.

„Hier! Du hast bestimmt Hunger! Das ist für dich!“, erwähnte der Mensch sanftmütig.

Pyuki hatte tatsächlich Hunger ohne Ende. Aber konnte sie diesem Kerl vertrauen? Er stellte das Essen vor sie hin, welches einen unglaublich leckeren Eindruck vermittelte. Ob es so köstlich ist, wie es duftet?

„Du brauchst dich nicht zu fürchten! Es ist ganz lecker! Schau her!“, fuhr der Mensch fort und bewegte einen Teil des Essens langsam in Richtung seines Mundes.

Warte! War das etwa... ein Stück einer Wasmelbeere?! Und ausgerechnet das wollte er ihr wegessen?! Zudem... Es hätte keinen Grund gegeben, das Essen zu vergiften. Wenn er Pyuki irgendetwas hätte antun wollen, hätte er es schon längst getan. Pyuki konnte kaum noch klar denken vor Hunger und sprang direkt auf die Beere zu. Doch mitten im Sprung wurde ihr schwindelig und so landete sie stattdessen in den Armen des Menschen. Dieser hatte sich zunächst erschrocken, aber zum Glück hatte er Pyuki sicher aufgefangen.

Mit einem Mal erinnerte Pyuki sich. Als sie im Schnee gelegen hatte, hatte etwas Großes sie aufgehoben, gewärmt und mitgenommen. Sie musste von diesem Menschen gerettet worden sein. Pyuki hatte zwar kaum etwas mitbekommen, aber an dieses wundervolle Gefühl erinnerte sie sich genau. Der Mensch trug einen unglaublich kuscheligen Pullover und in seinen Armen fühlte Pyuki sich sicher und geborgen. Außerdem war es so schön warm hier. Pyuki schmiegte sich an den Menschen an. Wie konnte sie sich so wohl fühlen? Und dass auch noch bei einem Menschen? Er lächelte Pyuki freundlich an und begann sie sanft zu streicheln.

„Schön dich kennenzulernen! Mein Name ist Naoru“, stellte der Mensch sich vor.

Pyuki hätte sich auch gern vorgestellt, aber Menschen verstehen ja leider nicht, was Pokémon sagen. In dem Moment fiel Pyuki auf, dass sie noch nie zuvor einem Menschen hatte etwas sagen wollen. Sie hätte sich auch gerne für die Rettung bedankt, aber dafür musste sie sich wohl was anderes überlegen.

„Hier! Für dich, kleines Gufa“, fuhr Naoru fort und hielt Pyuki eine Beere hin.

Obwohl Pyuki wirklich Hunger hatte, zögerte sie. Doch als Naoru sie so lächelnd anschaute und ihr freundlich zunickte, traute sie sich endlich. Die Beeren schmeckten unglaublich köstlich und Pyuki futterte jetzt fast schon ein bisschen zu schnell.

„Armes, kleines Gufa! Du kannst so viel essen, wie du willst!“, sprach Naoru und hielt Pyuki weiterhin im Arm.

Pyuki überlegte, ob sie sich je wohler gefühlt hatte. Während sie das Essen genoss, schaute sie sich Naoru genauer an. Er war ziemlich dünn und seine kurzen, schwarzen Haare wirkten durchaus gepflegt, aber die ein oder andere Strähne hatte wohl ihren eigenen Willen. Vermutlich war Naoru in Eile gewesen. Seine Kleidung war allerdings ordentlich und offenbar auch gemütlich. Außerdem trug er eine Brille mit quadratischen Brillengläsern. Besonders gut gefiel Pyuki Naorus super kuscheliger Schal, auf dem unzählige, glitzernde Schneeflocken abgebildet waren.

Bald war nur noch eine Beere übrig. Pyuki hatte sich das Beste bis zum Schluss aufgehoben. Sie wollte es sich gerade schmecken lassen, doch dann hatte sie eine bessere Idee.

„Willst du etwa, dass ich die Beere esse?“, fragte Naoru verblüfft.

Pyuki nickte.

Er hatte sie tatsächlich verstanden und ließ sich die Beere schmecken.

„Echt lecker! Wasmelbeeren gehören zu meinen Lieblingsbeeren, weißt du?“, gab Naoru zu.

Pyuki ging es ganz genauso. Dieser Mensch hat eindeutig Geschmack.

„Du kannst hier bleiben so lange du willst!“, beschloss Naoru.

Sein Lächeln sprach Bände.

Hier bleiben? Dieser Ort wirkte durchaus gemütlich und es gab jede Menge Platz. Und obendrein haufenweise Zeichnungen von verschiedenen Pokémon.

„Bitte entschuldige die Unordnung! Ich musste nur schnell Platz machen, als ich dich hergebracht habe“, erwähnte Naoru.

Daraufhin setzte er Pyuki vorsichtig ab und räumte auf. Naorus Zeichnungen waren unglaublich. Pyuki wollte sie sich näher anschauen. Dabei erblickte sie eine Zeichnung eines Glaziolas und kam auf eine Idee. Vielleicht weiß Naoru ja, wo sich der Eisfelsen befindet! Doch wie soll Pyuki ihn das fragen? Sie wollte sich die Zeichnungen zunutze machen und zeigte zuerst auf ein Glaziola, dann auf etwas Eis und dann auf einen Felsen. Doch Naoru verstand sie nicht. Also deutete Pyuki erst auf die Zeichnung eines Evolis und dann wieder auf das Glaziola. Das wiederholte sie und versuchte selbst das Evoli darzustellen, welches sich entwickelt.

„Entschuldige... Du scheinst mir etwas Wichtiges sagen zu wollen... Aber ich weiß nicht was. ... Oh warte! Bist du vielleicht mit einem Glaziola befreundet? Suchst du etwa nach ihm? Warst du deswegen dort draußen in der Kälte?“, wandte Naoru ein.

Mit einem Glaziola ist sie ja schon befreundet, aber das war es nicht, was sie ihm sagen wollte. Sie wirkte bedrückt.

„Ich werde für dich suchen! Bleib du lieber hier drinnen, bis es etwas wärmer ist“, sprach Naoru und zog einen langen Mantel an.

Doch Pyuki stellte sich ihm in den Weg.

„Du... Du willst nicht, dass ich gehe? … Warte! Geht es hier vielleicht nicht um ein bestimmtes Glaziola, sondern einfach darum, überhaupt eines zu finden?“, gab Naoru zu bedenken.

Pyuki überlegte. Wenn irgendjemand weiß, wo sich der Eisfelsen befindet, dann ja wohl ein Glaziola. Und so gab sie den Weg wieder frei.

„Okay... Ah! Ich weiß! Bald findet wieder ein Eisskulpturenwettbewerb statt. Und bei dem Wettbewerb gibt es eigentlich immer welche, die sich von einem Glaziola unterstützen lassen!“, fiel Naoru ein.

Eisskulpturenwettbewerb? Hört sich jedenfalls spannend an.

„Ich mache eigentlich immer bei diesen Wettbewerben mit, wenn sich die Gelegenheit bietet. … Moment! Der Wettbewerb! Ich muss unbedingt noch was erledigen! Als ich dich im Schnee bemerkt habe, habe ich alles stehen und liegen lassen, um dich möglichst schnell ins Warme zu bringen! Du kommst doch klar, oder?“, wandte Naoru ein.

Er hat alles stehen und liegen lassen, um sie zu retten? Pyuki war gerührt und versuchte, selbstsicher zu wirken.

„Schön! Ich beeile mich! Bis bald!“, verabschiedete sich Naoru daraufhin.

Und weg war er. Wahrscheinlich war es besser, wenn Pyuki erstmal im Warmen bleibt. Und so schaute sie sich im Haus um. Es gab zwar Einiges zu entdecken, aber am besten fand Pyuki immer noch Naorus Zeichnungen.

Nach einiger Zeit begab sie sich wieder in die mit Wasser gefüllte Wanne, die Naoru neben sein Bett gestellt hatte. Und irgendwann schlief sie schließlich ein.

Draußen tobte wieder ein Schneesturm. Lange nicht so stark, wie der Letzte, aber Pyuki wurde dennoch von dem Pfeifen des Windes geweckt. Schlagartig erinnerte sie sich an die eisige Kälte, in der sie vor nicht allzu langer Zeit festgesteckt hatte. Ein Schauer überkam sie. Es war mitten in der Nacht, doch sie konnte nicht weiterschlafen. Naoru war inzwischen zurückgekehrt. Er schlief in seinem Bett, aber irgendetwas an ihm war anders. Er trug einen Schlafanzug. Aber da war noch was...

Plötzlich fiel Pyuki auf, dass Naoru seine Brille nicht aufhatte. Er hatte sie beiseite gelegt. Außerdem duftete er ein bisschen anders. Irgendwie frischer. Und das Bett war so schön warm...

Daraufhin kuschelte sich Pyuki zu Naoru, halb unter die Decke. Hier war es noch wärmer. Pyuki vergaß den Schneesturm komplett und schlief in Windeseile ein. Sie träumte, dass sie jede Attacke einsetzen konnte, die sie wollte und alle, die sie kannte, waren bei ihr und stolz auf sie.

Doch als sie wieder aufwachte, war Naoru verschwunden. Pyuki schaute sich um. Daraufhin kam Naoru auf sie zu.

„Guten Morgen! Hast du Hunger?“, fragte er und hielt ihr einen Teller voller Beeren hin.

„Komm! Lass uns frühstücken!“, fuhr er fort und setzte sich.

Pyuki ließ sich nicht zweimal bitten, sprang vom Bett und leistete Naoru Gesellschaft. Das Frühstück war einfach köstlich, aber Pyuki fragte sich, wo Naoru immer all die Beeren herbekam. Schließlich hatte sie dort draußen keinerlei Beeren entdecken können.

Nach dem Frühstück spülte Naoru das Geschirr, machte das Bett und bereitete sich darauf vor, nach draußen zu gehen. Pyuki wollte ihm gerade folgen, doch dann hielt Naoru inne. Er nahm seinen wunderschönen Schal mit den Schneeflocken und zog ihn Pyuki an. Sie konnte es kaum glauben, dass sie so etwas Schönes tragen durfte. Es duftete nach Naoru und war unsagbar weich.

„Jetzt kann es losgehen!“, sprach Naoru daraufhin mit einem Lächeln und begab sich mit Pyuki nach draußen.

In der Stadt lag überall Schnee. Doch dank des Schals fror Pyuki kein bisschen. Sie sprang vergnügt im Schnee herum und erkundete die Gegend.

„Du magst den Schnee, nicht wahr? Geht mir ganz genauso! Schnee und Eis sind einfach atemberaubend schön! Deswegen bin ich unter anderem hierher nach Blizzach gezogen“, erzählte Naoru.

Das hier ist Blizzach?! Dann ist der Eisfelsen ja wirklich nicht mehr weit entfernt! Pyuki konnte es kaum noch erwarten.

„Da wären wir!“, sagte Naoru und zeigte Pyuki einen großen Eisbrocken.

„Den habe ich letzte Nacht hierher gebracht. Als Übung für den Wettbewerb. Meine letzte Skulptur ist mir gestern leider kaputtgegangen... wiedermal. Hier! Schau!“, erzählte er.

Pyuki erblickte die Skulptur, welche ein geradezu majestätisches Pokémon darstellte. Es wirkte unglaublich echt. Doch hier und da waren ein paar Stücke abgebrochen. Um Naoru und Pyuki herum standen etliche andere Skulpturen. Alle mehr oder weniger kaputt.

„Hey, Naoru! Na? Hast du endlich einen Partner gefunden?“, fragte jemand, der gerade aufgetaucht war.

„Hallo, Gerudo“, erwiderte Naoru nicht gerade begeistert.

„Warte! Ist das ein... Gufa? Nicht dein Ernst! Ich meine... versteh mich nicht falsch! Es ist ja schon ganz süß, aber... haben Gufas überhaupt Attacken drauf, die bei dem Erstellen von Eisskulpturen hilfreich sein können?“, gab Gerudo zu bedenken.

Pyuki senkte den Blick.

„Hey! Dieses Gufa hilft mir allein schon durch seine Anwesenheit!“, verteidigte Naoru Pyuki.

„Wie du meinst. Mein Partner Volcano unterstützt mich jedenfalls mit seiner super heißen Flamme!“, entgegnete Gerudo.

Sein Partner, ein Tornupto, welches sich direkt neben ihm befand, gab allen gleich eine Kostprobe, woraufhin Pyuki zurückschreckte. Seine Flamme war wirklich beeindruckend.

„Ah ja. Echt toll. Wenigstens ist dieses Gufa hier freiwillig bei mir“, wandte Naoru ein.

„Was willst du denn damit sagen?!“, fragte Gerudo empört.

„Naja... Sagen wir einfach, ich halte nichts davon, Pokémon in einen Pokéball zu sperren“, erklärte Naoru.

„Das schon wieder! Wenn du mich fragst, sind Pokébälle ein Zeichen von Verbundenheit und Respekt zwischen Trainern und Pokémon. Schließlich hatte Volcano einen fairen Kampf, bevor er mein Partner wurde. Und seitdem haben wir jeden Tag trainiert und zusammengearbeitet. Volcano begleitet mich überallhin und ich kann ihn in seinem Pokéball überallhin tragen. Ansonsten wäre es mir kaum möglich, ihn überhaupt zu tragen. Und wenn er irgendwas dagegen hätte, mein Partner zu sein, könnte er den Pokéball jederzeit zerstören“, gab Gerudo zu bedenken.

„Wenn du meinst...“, entgegnete Naoru.

„Also dann! Viel Glück beim Wettbewerb! Ihr könnt es gebrauchen“, wandte Gerudo ein, woraufhin sein Partner Volcano und er sich verabschiedeten.

„Hey! Gewinnen ist nicht alles!“, rief Naoru den beiden hinterher und wendete sich Pyuki zu.

„Allerdings... habe ich tatsächlich noch nie bei einem Wettbewerb gewonnen. Ich habe es nicht mal unter die ersten Zehn geschafft“, gab Naoru zu.

Das überraschte Pyuki. Schließlich fand sie sowohl seine Zeichnungen, als auch seine Skulpturen atemberaubend.

Auch die Kontrahenten übten unermüdlich. Und eine Skulptur war schöner, als die andere. Aber Naorus Skulpturen fand Pyuki noch immer am Schönsten. Er sollte gewinnen. Besonders gegen diesen Kerl von vorhin. Aber... irgendwie hatte er schon ein bisschen recht. Pyuki hatte nicht wirklich Attacken drauf, die beim Erstellen von Skulpturen sonderlich hilfreich waren. Mit einem großen Seufzer beobachtete sie die anderen Pokémon, die ihren Partnern meist halfen, indem sie mit Feuerattacken wie Flammenwurf das Eis schmolzen oder mit Eisattacken wie Eisstrahl für zusätzliches Eis sorgten. Eisstrahl... Wie gerne Pyuki diese Attacke erlernen würde... Aber nichtsdestotrotz half sie Naoru, so gut sie konnte. Meist, indem sie ihm das passende Werkzeug reichte und versuchte, ihn zu motivieren. Dabei kam sie einmal einem der Eisbrocken von Naoru gefährlich nah.

„Vorsicht! Nicht zu nah! Sonst frierst du noch daran fest!“, warnte Naoru sie.

Daraufhin hielt Pyuki stets einen sicheren Abstand zu dem Eis ein und half Naoru so gut sie konnte.

Und so vergingen die Tage bis zum Wettbewerb.

„Heute ist es soweit! Wir werden den anderen zeigen, was wir drauf haben! Bist du dabei?“, fragte Naoru entschlossen.

Pyuki nickte zuversichtlich. Aber so zuversichtlich war sie gar nicht. Wenn sie doch nur mehr für Naoru tun könnte...

„Hey! Schau mal! Ein Glaziola! Hattest du nicht nach so einem gesucht?“, gab Naoru zu bedenken.

Pyuki schaute sich überrascht um. Zuerst dachte sie, es wäre Freila, aber dann bemerkte sie, dass es ein anderes Glaziola war. … Glaziola! Das ist es! Jetzt wusste Pyuki, wie sie Naoru beim Wettbewerb viel besser unterstützen konnte! Und so fragte sie das Glaziola, wie sie von hier aus zum Eisfelsen findet. Dieses war ein wenig verwundert, aber nachdem Pyuki dem Glaziola klarmachte, wie wichtig ihr das sei, versuchte es den Weg zum Eisfelsen so gut es ging zu beschreiben. Und Pyuki versuchte, sich den Weg so gut es ging zu merken. Schließlich bedankte sie sich bei dem Glaziola und die beiden verabschiedeten sich.

Vielleicht wäre es sicherer, sich mit jemandem zusammen zum Eisfelsen zu begeben. Natürlich! Naoru könnte Pyuki doch begleiten! … Moment! Er war ja mit den Wettbewerbsvorbereitungen beschäftigt! Und so ziemlich jedes Pokémon in Sichtweite ebenfalls. Oh man. Dann blieb Pyuki wohl nichts anderes übrig, als… Halt! Was ist, wenn sie wieder in einen Schneesturm gerät? Daran wollte sie gar nicht denken. Andererseits... hatte sie diesmal Naorus Schal, der sie wärmte. Und außerdem kann sie ja jederzeit umkehren, wenn es zu gefährlich wird. Sie wollte endlich Eisstrahl lernen! Dann könnte sie Naoru dabei behilflich sein, dass alle die wahre Schönheit seiner Skulpturen erkennen! Pyuki drehte sich noch einmal zu Naoru um und machte sich schließlich auf den Weg.

Schon bald erreichte sie den Wald. Der Schnee war weich und fluffig und glitzerte von allen Seiten. Es war einfach wunderschön und angenehm friedlich. Aber Pyuki musste sich beeilen.

Nach einiger Zeit begann es zu schneien und je weiter sie kam, desto stärker schneite es. Dadurch war der Weg immer schwieriger zu erkennen. Eigentlich müsste Pyuki längst da sein, aber von dem Eisfelsen war weit und breit keine Spur. Ab und zu hörte sie etwas im Gebüsch rascheln, aber immer, wenn sie nachschaute, war niemand da. Wenn sie doch nur jemanden nach dem Weg fragen könnte! Doch die wenigen Pokémon, die sich blicken ließen, wirkten eher angriffslustig, als hilfsbereit. Vermutlich suchten sie nach einem Gegner zum Trainieren. Oder sie wollten ihr Revier verteidigen. All die anderen tarnten oder versteckten sich wahrscheinlich. Pyuki musste kichern bei dem Gedanken, dass sich jemand vor ihr verstecken würde. Und doch wurde sie das Gefühl nicht los, dass jemand sie beobachtet. Oh nein! Es würde sie doch nicht jemand aus dem Hinterhalt angreifen?! Vielleicht sollte sie doch lieber umkehren und ein anderes Mal nach dem Eisfelsen suchen. Zusammen mit Naoru. Und so drehte Pyuki sich um und folgte ihren eigenen Spuren. Aber schon bald stellte sie fest, dass der Schnee ihre vorherigen Spuren längst verwischt hatte. Pyuki war irgendwo mitten im Wald und wusste nicht weiter. Obendrein hörte sie immer wieder Geräusche, welche immer lauter wurden. Waren das etwa Schritte? Von einem Pokémon? Wenn ja, dann war es wohl ein ziemlich großes Pokémon. Pyuki versteckte sich im Gebüsch. Es schneite immer mehr und die Geräusche wurden weiterhin lauter. Was es auch war, es war ganz in der Nähe. Pyuki zitterte.

Näher... und näher und...

Vielleicht sollte sie sich doch woanders verstecken. Doch es war zu spät. Direkt vor ihr befanden sich zwei lange Beine. Pyuki erschrak und schaute langsam auf. Moment! Das kann nicht sein!

„Naoru!“, rief Pyuki überglücklich und sprang in seine Arme.

„Bin ich froh, dass dir nichts passiert ist! Ich habe beobachtet, wie du mit dem Glaziola geredet hast und bin dir dann gefolgt. Wonach suchst du bloß?“, gab Naoru zu bedenken.

Doch Pyuki war einfach nur froh, wieder bei ihm zu sein. Naoru war so schön warm. Er hielt Pyuki jetzt so hoch, dass sie ihm über die Schulter blicken konnte. Von hier oben hatte man eine ganz andere Aussicht. Warte! Ist das etwa… der Eisfelsen?!

Pyuki sprang direkt auf ihn zu. Naoru folgte ihr. Der Eisfelsen hielt, was sein Name versprach. Es war ein großer Felsen, überzogen mit einer Eisschicht. Pyuki wollte noch näher heran, woraufhin sie sich an Naorus Warnung erinnerte.

„Vorsicht! Nicht zu nah! Sonst frierst du noch daran fest!“, hatte er vor nicht allzu langer Zeit gesagt.

Und daran hielt sich Pyuki. Sie konnte es nicht fassen, dass sie endlich beim Eisfelsen angekommen war. Jetzt musste sie nur noch trainieren. Schließlich hatte Freila ihr erzählt, dass sie in der Nähe des Eisfelsens trainiert hatte, bevor sie zu einem Glaziola geworden war. Und so trainierte Pyuki. Unermüdlich.

Naoru leistete ihr Gesellschaft. Er sagte kein Wort, aber er beobachtete Pyuki ganz genau. Es gab leichten Schneefall und Pyuki konnte es kaum erwarten, Naoru mit einer Eisattacke zu überraschen. War da eben etwas Glitzerndes?! Oh... Das war nur eine Schneeflocke, die vom Himmel gefallen war. Sie kam nicht von Pyuki. … Aber jetzt! … Nein. Wieder nichts. Nichts passierte. Es gelang ihr einfach nicht. Egal, wie sehr sie sich anstrengte. Daraufhin hielt Pyuki inne und schaute bedrückt drein.

„Was ist denn los?“, fragte Naoru mitfühlend und gab Pyuki eine Umarmung.

Genau das hatte Pyuki jetzt gebraucht. Es kam ihr so vor, als sei die ganze Reise umsonst gewesen. Wieso können Pokémon sich ihre Attacken nicht aussuchen? Pyuki konnte ihre Tränen nicht zurückhalten. Sie weinte.

„Oh! Armes Gufa! Ist schon gut. Ich bin immer für dich da“, sprach Naoru, drückte Pyuki und streichelte sie.

Das stimmt! Er ist wirklich immer für sie da. Und was ist mit ihr? Wegen ihr verpasst er jetzt auch noch den Wettbewerb! Daraufhin war Pyuki noch bedrückter.

„Der Schneefall nimmt zu. Lass uns zurückgehen“, wandte Naoru ein.

Pyuki nickte zustimmend. Und so trug Naoru sie auf dem Rückweg.

Um die beiden herum wurde es immer kälter, aber Pyuki spürte davon nichts. Naoru hatte seinen Mantel etwas geöffnet und drückte Pyuki an seinen kuscheligen Pullover. Das war so ein schönes Gefühl. Pyuki ging es schon ein bisschen besser und an die Aussicht konnte sie sich gewöhnen.

„Es ist nicht mehr weit! Ich mach doch nicht ohne dich beim Wettbewerb mit! Also... natürlich nur, wenn du überhaupt mitmachen möchtest“, gab Naoru zu bedenken.

Er will mit ihr zusammen beim Wettbewerb mitmachen? Obwohl sie immer noch keine Eisattacke einsetzen kann? Pyuki war so gerührt und machte deutlich, dass sie auf jeden Fall dabei sein wollte.

„Ist ja gut! Ich bin auch schon ganz aufgeregt! Lass uns...“, sprach Naoru.

Doch plötzlich hörten die beiden etwas rascheln. Direkt über ihnen. Sie schauten auf.

„Vorsicht!“, warnte Naoru Pyuki und warf sie in den Schnee.

Dann hörte man es krachen.

Pyuki war zum Glück weich gelandet, doch Naoru war von einem großen Ast getroffen worden und lag nun darunter.

„Naoru!“

Er lag bäuchlings im Schnee und bewegte sich nicht. Pyuki sprang zu ihm und versuchte, den Ast wegzubewegen, doch er war viel zu schwer. Naoru atmete noch, doch er war bewusstlos. Was soll Pyuki jetzt bloß tun? Ob Naoru verletzt ist? Bitte nicht! Daraufhin setzte Pyuki Leidteiler ein und gab Naoru so einen Teil ihrer Kraft.

Nichts passierte. Zunächst. Doch dann gab Naoru einen Laut von sich. Er schaute sich um und versuchte, sich von dem Ast zu befreien. Allerdings war dieser auch für ihn zu schwer. Pyuki unterstützte Naoru mit aller Kraft, die ihr noch geblieben war, doch der Ast bewegte sich kein Stück. Wenn doch nur ein Pokémon in der Nähe wäre, das stark genug dafür ist! Aber ob es ihnen helfen würde?

Der Ast bewegte sich noch immer nicht. Obwohl er ziemlich brüchig wirkte. Seltsam. Er war doch eben erst vom Baum gefallen. Wieso war er dann schon so ausgetrocknet? Vermutlich war er schon seit einiger Zeit vom Baum abgetrennt worden. Es hatte nur noch einen starken Windhauch gebraucht, um ihn herunter zu wehen.

Plötzlich kam Pyuki auf eine Idee. Sie könnte Toxin einsetzen. Wenn sie das an den richtigen Stellen täte, könnte der Ast in mehrere Teile zerbrechen und die wären nicht mehr ganz so schwer. Aber sie hatte Toxin schon so lange nicht mehr eingesetzt. Als sie diese Attacke damals erlernt hatte, war sie so stolz darauf gewesen, wie die anderen Gufas. Pyuki hatte so gerne Zielübungen gemacht. Es machte so viel Spaß, die Stiele von Beeren an Sträuchern oder Bäumen zu treffen, deren Beeren daraufhin direkt vor ihr landeten. Doch eines Tages hatte sie aus Versehen ein Pokémon statt einer Beere erwischt und dieses vergiftet. Zum Glück hatte es noch rechtzeitig eine Prunusbeere bekommen und als sich Pyuki bei dem Pokémon entschuldigte, verzieh dieses ihr sofort. Doch seit jenem Tag hatte sich Pyuki nicht mehr getraut, Toxin ein weiteres Mal einzusetzen.

Naoru kämpfte gegen den Ast. Pyuki blieb keine Zeit mehr, sich etwas besseres zu überlegen. Und so zielte sie auf die Sollbruchstellen des Astes und setzte Toxin ein. Obwohl das letzte Mal so lange her war, funktionierte es erstaunlich gut. Und Pyuki hatte es geschafft, ohne dabei Naoru zu erwischen. Ein Glück! Jetzt mussten sie nur noch abwarten. Doch allzu viel Zeit sollten sie sich nicht lassen, denn der Wind wurde langsam stärker und der Schnee auch. Und so versuchten Naoru und Pyuki erneut, den Ast anzuheben. Und tatsächlich! Der Ast brach auseinander und Naoru war wieder frei.

Er atmete erstmal tief durch.

„Danke! Du hast mich gerettet!“, sprach Naoru erleichtert.

Was redet er denn da? Wenn, dann hat er Pyuki gerettet! Schließlich hatte er sie vor dem Ast bewahrt. Und als sie damals zu erfrieren drohte, hatte er sie auch gerettet. Also hat er sie schon zweimal gerettet. Wenigstens hatte sie ihn von dem Ast befreien können.

„Komm! Lass uns zurück, bevor...“, wandte Naoru ein.

Allerdings wurde daraus nichts. Er legte sich auf den Rücken und atmete schwer. Was war nur mit ihm los? Pyuki schaute Naoru ganz genau an.

Da! An seinem Hals! Toxin hatte ihn doch getroffen! Das muss passiert sein, als der Ast zerbrochen ist. Eines der Bruchstücke hatte ihn wohl gestriffen! Warum hatte er keinen anderen Schal angezogen, nachdem er Pyuki seinen gegeben hatte? Und wieso hatte Pyuki nicht zuerst Bodyguard eingesetzt? Aber hätte das mit dem Toxin dann dennoch funktioniert? Wie auch immer! Pyuki brauchte jetzt ganz schnell eine Idee...

Aber natürlich! Prunusbeeren! Aber hier gab es weit und breit keine Beeren! Selbst wenn dem so wäre, würde es bei dem Schnee sehr schwierig werden, welche zu finden. Also musste sich Pyuki was anderes überlegen. Naoru wurde immer schwächer. Und so setzte Pyuki erst Genesung und dann wieder Leidteiler ein. Daraufhin richtete sich Naoru ein wenig auf. Er schien nach etwas zu suchen. Nachdem der Ast auf ihm gelandet war, lagen ein paar seiner Sachen im Schnee verstreut. Aber wonach suchte er?

„Gufa! Da! Die Sprühflasche! Kannst du... sie mir bringen?“, fragte Naoru und deutete darauf.

Pyuki zog die Flasche aus dem Schnee und brachte sie Naoru, so schnell sie konnte. Naoru bedankte sich und wollte die Wunde mit der Flüssigkeit besprühen, doch die Flüssigkeit war eingefroren. Naoru versuchte daraufhin, die Flasche zu erwärmen, doch das Gift machte ihm ganz schön zu schaffen. Und so legte er sich wieder auf den Rücken und drückte die Flasche an seine Brust. Pyuki wollte Naoru unterstützen und sprang auf die Sprühflasche obendrauf.

Doch das Erwärmen dauerte ganz schön lange. Und immer, wenn Naoru zu schwach wurde, setzte Pyuki wieder Genesung und Leidteiler ein. Doch lange würden die beiden das nicht mehr durchhalten. Das Gift wurde stärker und stärker.

Naoru versuchte wieder, etwas aus der Flasche herauszubekommen, doch es war noch immer gefroren. Daraufhin wollte er die Flasche öffnen. Vielleicht wäre es so einfacher, etwas herauszubekommen. Doch selbst wenn bereits ein Teil geschmolzen wäre, war Naoru einfach zu sehr geschwächt, um die Flasche zu öffnen.

Es folgten ein weiteres Mal Genesung und Leidteiler. Lange konnte das nicht mehr so weitergehen. Und obendrein zog auch noch ein Schneesturm auf. Naoru zitterte und Pyuki kamen die Tränen. Wenn sie doch nur irgendwas für ihn tun könnte! Irgendwas! Gibt es denn gar keine andere Möglichkeit?! Pyuki weinte immer mehr.

Da fiel ihr plötzlich etwas auf. Etwas, das aus dem Schnee herausragte. War das etwa...

Pyuki näherte sich dem Gegenstand und grub ihn aus. Ein Keks. Aber nicht nur irgendein Keks! Ein Lavakeks! Das war die Rettung!

Freila hatte damals oft Lavakekse zerstoßen und über verschiedenen Eisbechern verteilt. Als Pyuki nachgefragte, was es damit auf sich hatte, erwähnte Freila, dass Lavakekse nicht nur gut schmecken, sondern auch noch unter anderem Vergiftungen entgegenwirken.

Und so schnappte sich Pyuki den Keks und gab ihn Naoru. Doch dieser war nun so sehr geschwächt, dass er nicht mehr viel mitbekam. Also half Pyuki ein bisschen nach. Noch einmal Genesung und Leidteiler. Es musste funktionieren! Bitte!

Mit letzter Kraft aß Naoru so viel von dem Lavakeks, wie er nur konnte. Das war gar nicht so leicht, denn der Keks war ebenfalls gefroren. Aber Naoru schaffte es. Pyuki hielt vor Spannung den Atem an.

„Naoru?“

Er bewegte sich! Die Vergiftung ließ nach.

„Naoru!“

Es ging ihm besser! Endlich! Pyuki war überglücklich und weinte vor Glück. Auch Naoru vergoss die ein oder andere Träne. Er hob Pyuki hoch und drückte sie. Daraufhin begann Naoru, Pyuki zu streicheln und schließlich gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. Sein Mund war eiskalt, aber Pyuki spürte wie eine immense Wärme sie durchströmte.

„Ich danke dir!“, sprach Naoru.

Seine Stimme klang schwach, aber auch unglaublich sanft. Jetzt ging es Pyuki wieder besser. Erst jetzt merkte sie, wie sehr sie das Ganze auch erschöpft hatte.

Als der Schneesturm nachließ, sammelten die beiden die restlichen Dinge auf. Danach nahm Naoru Pyuki wieder in seine Arme und ging zusammen mit ihr zurück nach Blizzach.

Sie dachten, sie hätten den Eisskulpturenwettbewerb verpasst, doch zu ihrer Verwunderung war dieser aufgrund des Schneesturms verschoben worden. Und so hatten sie zum Glück noch ein wenig Zeit, um sich auszuruhen.

Einige Zeit später...

„Was sagst du? Bist du bereit für den Wettbewerb?“, wollte Naoru wissen.

Pyuki gab sich zwar Mühe es nicht zu zeigen, doch ehrlich gesagt war sie noch immer bedrückt.

„Weißt du... Auch wenn du noch keine Eisattacken einsetzen kannst, hast du schon jetzt ein paar ganz schön coole Attacken drauf“, fand Naoru und lächelte Pyuki aufmunternd an.

Pyuki fühlte sich geschmeichelt, aber woher wusste Naoru, dass...

„Ran an das Eis! Der Wettbewerb beginnt in Kürze!“, sprach eine junge Frau.

„Kann ich mit deiner Unterstützung rechnen? Schließlich sind wir ein Team, oder nicht?“, wandte Naoru ein.

Daraufhin gewann Pyuki ihre Entschlossenheit zurück und der Wettbewerb konnte beginnen.

Da Naorus große Skulpturen beim Training oft auseinander gebrochen waren, hatte er beschlossen, diesmal viele kleine Skulpturen herzustellen. Und zwar Pokémon, die auf einer Eisfläche miteinander spielten. Eine Gufa Skulptur war ebenfalls mit dabei. Naoru und Pyuki waren zwar noch immer etwas angeschlagen, aber sie hatten dennoch jede Menge Spaß. Am Ende waren sie gerade so fertig geworden.

Pyuki staunte über all die fantastischen Figuren, die während des Wettbewerbs entstanden waren. Wenn es nach ihr ginge, würde natürlich Naoru gewinnen. Denn wenn sie sich seine Skulpturen so anschaute, konnte sie gar nicht anders, als auch auf dem Eis zu rutschen und im Schnee zu spielen. Naoru wendete sich Pyuki zu.

„Danke, dass du mich unterstützt hast. Ohne dich hätte ich die Skulpturen nicht so hinbekommen. Das ging nur, weil du für mich da warst und... also... wenn du nichts dagegen hast... würde ich von nun an gerne immer mit dir zusammen bei solchen Wettbewerben mitmachen! Ich meine... ich habe zwar gesagt, du wärst freiwillig bei mir geblieben, dabei... habe ich dich gar nicht gefragt. Also... möchtest du bei mir bleiben?“, wandte Naoru ein.

Daraufhin sprang Pyuki in seine Arme, als wollte sie sagen, dass es keinen Ort gebe, an dem sie lieber wäre, als bei ihm.

„Du bist immer für mich da! Natürlich bleibe ich bei dir!“, flüsterte sie leise.

Schließlich gab sie ihm einen Kuss auf seine Wange.

Moment... War das eben etwa...

Pyuki atmete einmal tief durch und zu beider Verwunderung, erschien eine Schneeflocke nach der anderen. Das konnte doch nicht... Träumt sie etwa?! Nein. Sie träumte nicht. Pyuki pustete. Wieder und wieder. Und wieder und wieder kam neuer Schnee zum Vorschein.

„Wow! Du... Du kannst Pulverschnee einsetzen!“, staunte Naoru voller Stolz.

Pulverschnee? Den hatte Freila doch ganz oft zum Schluss über ihre Eisbecher gestreut! Und jetzt kann Pyuki die Attacke ebenfalls einsetzen?! Sie konnte es nicht fassen. Endlich kann sie eine Eisattacke einsetzen!

„Wuhuuu!“

Überglücklich verstreute sie ihren Pulverschnee überall, was Naorus Skulpturen zugute kam. Denn nun wirkten sie noch echter, was sich auch auf die Bewertung auswirkte.

„Wow! … So eine hohe Platzierung! Ich weiß, ich habe gesagt, Gewinnen ist nicht alles, aber... zusammen könnten wir es vielleicht sogar eines Tages schaffen! Was meinst du?“, sprach Naoru mit einem Lächeln im Gesicht.

Pyuki war ganz seiner Meinung und auf einmal wurde ihr etwas klar. Als sie Pulverschnee eingesetzt hatte, hatte sie kein einziges Mal an die Kälte gedacht. Sondern an all die Wärme, die sie gespürt hatte, welche die Kälte schließlich vertrieb. All die Wärme, wenn sie jemanden liebgewonnen und gedrückt hatte oder wenn sie von jemandem beschützt worden war oder mit jemandem zusammen lachte. Pyuki dachte dabei an all die schönen Momente, die sie bisher erlebt hatte. Und das war noch nicht alles. Vollkommen unerwartet erblickte Pyuki ein bekanntes Gesicht. Sie erstarrte.

Kann... das... wirklich...

Sie näherte sich dem Pokémon.

„Hallo, Cousinchen!“, begrüßte sie das andere Gufa.

„Kendo!“, erwiderte Pyuki und drückte ihren Cousin.

Sie konnte es nicht fassen. Was war damals geschehen? Und wie hatte ihr Cousin sie nur gefunden?!

„Kendo! Vielen... Vielen Dank, dass du mich damals gerettet hast!“, sprach Pyuki.

„Eigentlich... bin ich derjenige, der sich bei dir bedanken sollte“, fand Kendo.

Pyuki wusste nicht, was er meinte. Daraufhin erzählte er ihr, was er erlebt hatte. Darüber, was für ein wundervolles Mädchen namens Ayumi sich nun um ihn kümmere und wie sie mit ihm gemeinsam um die Welt reise. Was für aufregende Abenteuer sie gemeinsam erleben, wie sie stets zusammenhalten und wie vielen Arten von Pokémon sie bereits begegnet waren.

„Und das ist noch nicht alles! Ayumi kann außerdem super leckere Süßigkeiten machen! Für Menschen und für Pokémon!“, erzählte Kendo weiter.

„Aber... fühlst du dich nicht irgendwie... gefangen?“, fragte Pyuki vorsichtig.

„Wie? Du meinst... wegen des Balls? Ganz und gar nicht! Da drin hat man viel mehr Platz, als man denkt! Schließlich müssen da ja auch Pokémon reinpassen, die um einiges größer sind, als wir! Außerdem macht Ayumi oft so eine Art Hülle drumherum mit etwas, was die Menschen Sticker nennen. Und wenn man dann aus dem Ball rauskommt, springt man je nach Sticker durch etwas anderes! Zum Beispiel durch ganz viele, glitzernde Sterne! Das macht richtig Spaß! Oft machen wir zusammen mit anderen Pokémon Vorführungen vor unzähligen Leuten und Pokémon, die uns anfeuern und applaudieren! Das fühlt sich großartig an! Und außerdem... bin ich die meiste Zeit gar nicht im Pokéball. Meist trägt Ayumi mich in ihren Armen durch die Gegend. So kann man sich alles viel besser anschauen und es ist unglaublich gemütlich“, fuhr Kendo fort.

Pyuki wusste, was er meinte. Schließlich lässt sie sich auch unglaublich gerne von Naoru herumtragen.

„Da hinten ist sie!“, erwähnte Kendo daraufhin.

Ayumi war wirklich ein zuckersüßes Mädchen. Mit langen, wunderschönen Haaren und einem Lächeln, das Eis zum Schmelzen bringen könnte.

„Also... bist du froh darüber, wie es dir ergangen ist?“, wollte Pyuki wissen.

„Aber natürlich bin ich froh! Ich denke, ich könnte nicht glücklicher sein! Und was ist mit dir? Was hast du so erlebt?“, erwiderte ihr Cousin.

Und so erzählte Pyuki ihre Geschichte.

„Wow! Du bist ganz schön mutig geworden!“, staunte Kendo.

„Meinst du wirklich?“, wandte Pyuki ein.

„Und ob! Ich meine... du hast es ganz allein bis hierher geschafft!“, gab ihr Cousin zu bedenken.

„Das stimmt so nicht. Ich habe jetzt jemanden, der immer auf mich aufpasst und der immer freundlich zu mir ist. Und ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft“, entgegnete Pyuki.

„Wie schön!“, sprach Kendo lächelnd.

„Aber sag mal... Wie bist du eigentlich hierher gekommen?“, wollte Pyuki wissen.

„Ich bin geflogen!“, antwortete ihr Cousin.

„Geflogen?!“, wunderte sich Pyuki.

Sie war so froh, dass sie endlich eine Eisattacke erlernt hatte, aber Kendo hatte in Zwischenzeit Fliegen gelernt?! Wie um alles in der Welt hat er das denn geschafft?!

„Ayumi und ich haben uns auf unserer Reise unter anderem auch mit einem Glumanda angefreundet. Und seitdem sich dieses schließlich zu einem gigantischen Glurak entwickelt hat, dürfen wir von Zeit zu Zeit auf seinem Rücken mitfliegen. Und so sind wir zusammen hierher geflogen!“, erklärte Kendo.

Ach... so war das also!

„Bist du schon mal auf einem Pokémon geflogen?“, fragte Kendo daraufhin.

„Ich... denke nicht“, entgegnete Pyuki.

„Dann probier es unbedingt mal aus! Von dort oben scheint alles so klein zu sein! Und mit dem Wind im Gesicht fühlt es sich einfach sagenhaft an!“, erzählte Kendo.

„Werde ich, wenn sich die Gelegenheit bietet. Weißt du... Ich bin so erleichtert, dass es dir gutgeht. Was für ein schöner Zufall, dass wir uns wiedergetroffen haben“, erwiderte Pyuki.

„Ich bin auch froh, dass es dir gutgeht. Aber so ein Zufall war das gar nicht. Eigentlich... habe ich Ayumi darum gebeten, hierher zu kommen“, gab Kendo zu.

„Was?! Heißt das... Heißt das, sie kann mit Pokémon reden?!“, fragte Pyuki überrascht.

„Nein... Das nicht. Menschen und Pokémon verstehen einander nicht wirklich durch Worte. Mehr durch das, was sie fühlen. … Oh! Ayumi sucht nach mir! Ich muss los! … Ach ja! Schicker Schal!“, entgegnete Kendo und drückte Pyuki zum Abschied.

„Warte! Woher hast du gewusst, dass ich hier bin?“, wandte Pyuki ein.

„Sagen wir einfach, ich habe Eis auf eine ganz neue Art und Weise kennengelernt. Also... Vielen Dank und bis dann!“, verabschiedete sich ihr Cousin.

„Dir auch vielen Dank! Bis dann!“, erwiderte Pyuki.

Sie dachte darüber nach, was Kendo gemeint haben könnte. Kurz darauf kam Naoru zu ihr.

„Da bist du ja! Weißt du was? Ich habe schon seit einer Weile über einen Namen für dich nachgedacht. Und ich denke jetzt ist mir endlich ein passender Name für dich eingefallen“, sprach Naoru.

Er will ihr einen Namen geben?! Pyuki fühlte sich so geehrt. Leider konnte sie ihm nicht sagen, wie sie heißt.

„Was hältst du von Yuki?“, fragte Naoru.

Pyuki horchte auf. Das klingt ja fast so wie ihr eigentlicher Name!

„Gefällt dir der Name? Yuki bedeutet übersetzt Schnee. Und da wir beide Schnee so sehr mögen...“, fuhr Naoru fort.

Also war Schnee schon die ganze Zeit ein Teil von ihr gewesen?! Pyuki sprudelte über vor Glück und machte Naoru deutlich, dass sie den Namen einfach wundervoll findet.

„Dann also Yuki! Sollen wir jetzt nach Hause und zur Feier des Tages Kakao trinken?“, wollte Naoru wissen.

Daraufhin sprang Pyuki ihm zustimmend in die Arme und setzte Pulverschnee ein. Was auch immer Kakao sein mag. Aber so, wie er es sagte, musste es etwas unglaublich Leckeres sein.

„Das betrachte ich einfach mal als Ja. Moment! Dürfen Pokémon überhaupt Kakao trinken? Wenn nicht, mache ich eben einen Kakao, der für Pokémon geeignet ist! Was hältst du davon, Yuki?“, entgegnete Naoru.

Es fühlte sich so schön an, wenn er sie so nannte. Pyuki schmiegte sich an Naorus Pullover an und konnte es gar nicht erwarten. Nicht nur den Kakao, sondern auch all die Abenteuer, die sie zusammen mit Naoru erleben wird.

Und so blickten die beiden in den Nachthimmel. Hier und da fiel noch sachte die ein oder andere Schneeflocke hinab, ehe die Wolken weiterzogen und die Sterne in voller Pracht erstrahlten. Es war zwar eiskalt, aber Pyuki hatte noch nie zuvor eine solche Wärme gespürt.