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Bisafans Adventskalender 2022: 21. Türchen

Weihnachtsübung

„Nein, nein, nein. Du machst ja alles falsch. Nur zum Nikolaus kommen die Geschenke vor die Tür, an Weihnachten gehören sie ins Haus unter den Tannenbaum!“

Frustriert nahm Bisasam das Geschenk mit seinen Ranken wieder von der Türschwelle. Er hatte es sich so leicht vorgestellt, Botogel dieses Jahr am Weihnachtsabend auszuhelfen. Mit dem fliegenden Schlitten durch die Pokémonwelt fahren und überall Weihnachtsfreude verbreiten. Wie schwer konnte das schon sein?

Sehr schwer, wie er inzwischen nach all dem Training feststellen musste.

„Okay, gut, wir machen es nochmal von Anfang. Und dieses Mal denk bitte dran, auf dem Dach zu landen“, wies Botogel ihn an.

Ergeben nickte Bisasam und trottete zurück zum Schlitten. Am liebsten würde er einfach aufgeben.

„Hey“, sagte Damythir aufmunternd, als Bisasam am Gefährt ankam, „ich kenne das Gesicht. Es läuft wohl nicht so, wie du gehofft hattest.“

„Nicht im Geringsten!“, beschwerte sich Bisasam, legte das Geschenk zurück zu den anderen und stieg auf. Er würde es noch einmal versuchen und wenn es wieder nichts wurde, würde er einfach gehen. Bestimmt fand Botogel, der immer noch am auf ihn Übungshaus wartete, irgendjemanden anderes, der ihm bei den Weihnachtsgeschenken helfen konnte. Alles, was Bisasam gerade wollte, war in Selbstmitleid ertrinken.

„Los, Leute, wir müssen noch eine Runde drehen“, sagte er den Damythir, doch diese rührten sich nicht. Stattdessen drehte sich ihr Anführer, der Bisasam eben schon angesprochen hatte, zu ihm um und kam zum Schlitten getrabt.

„Weißt du, dass Botogel genauso angefangen hat?“, fragte er Bisasam.

„Wirklich?“

„Oh ja. Botogel hat zwar ein natürliches Talent zum Schenken, aber es dauerte lange, bis er das richtige Maß fand. Er musste die Weihnachtstraditionen fortführen und alles organisieren. Und am Anfang kam es durchaus ab und zu vor, dass ihm ein Geschenk explodierte.“

Bisasam machte große Augen: „Ihm sind die Geschenke explodiert?“

Lächelnd nickte Damythir. „Ja, etliche.“

„Aber er ist so gut in allem. Botogel und seine Helfer bringen jedem Pokémon an Weihnachten Geschenke. Jedem einzelnen! Dafür muss man gut sein!“

„Schon, aber das wird man nicht über Nacht.“

„Trotzdem“, Bisasam schnaubte resigniert, „ich werde eh nie so gut wie Botogel.“

„Vielleicht“, stimmte Damythir ihm zu. „Vielleicht wirst du nie so gut wie Botogel, weil deine natürlichen Stärken woanders liegen. Du kannst Pflanzen zum Beispiel wunderbar zum Wachsen bringen. Vielleicht brauchst du aber auch noch mehr Übung. Wenn du nicht übst, wirst du nicht besser. Und dann fändest du nie heraus, wie gut du eigentlich sein könntest.“

Bisasam überlegte. Es war immer noch absolut frustrierend, wie viele Fehler er machte. Aber er hatte sich auch so darauf gefreut, dieses Jahr einer von Botogels Helfern zu werden. Es würde nicht perfekt werden, nicht so, wie er es sich vorgestellt hatte, das wusste er inzwischen, aber vielleicht hatte Damythir recht und er sollte noch nicht einfach so aufgeben …

„Hey“, rief Botogel vom Übungshaus, „wo bleibst du denn so lange?“

Bisasam atmete einmal tief durch. Nicht perfekt konnte immer noch ziemlich gut bedeuten. Und das Wichtigste war doch, dass die Pokémon sich freuten!

„Ich komme schon!“, rief Bisasam und zufrieden setzten sich die Damythir in Bewegung.