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Review

Selber Pokémon zeichnen können, das wäre doch cool, oder? Seit dem Bestehen von Bisafans erhielten wir unzählige Anfragen nach Anleitungen, die letztlich zur Gründung der Zeichenkurse bei Bisafans führten. Mit Pokémon Art Academy für den 3DS zieht Nintendo bzw. die Pokémon Company nun endlich nach und dürfte so manchem Fan einen Herzenswunsch erfüllen. In dieser Review möchte ich als Zeichenlaie die Funktionsweise des Spieles vorstellen und die grundlegende Mechanik erklären.

Der Kauf

Sehr lobenswert ist der reduzierte Preis zum Verkaufsstart von nur 29.99 Euro und somit rund 25% günstiger als die gewohnten Vollpreistitel für den 3DS. Etwas schade, dass im eShop der Standardpreis von knapp 35 Euro erhalten blieb, obwohl der Vertrieb über den eShop in mehrerlei Hinsicht günstiger ist und nebenbei auch keine Hardwarekosten anfallen. Einen Minuspunkt gebe ich dafür jedoch nicht, rate jedoch vom Kauf dort ab, außer jemand hat Geld zu verschenken.

Startmenü

Nach Spielstart hat man die Auswahl zwischen fünf Menüpunkten: 1) Lektionen, 2) Freies Zeichnen, 3) Schnellskizze, 4) Album und 5) Teilen. Die Bedeutung erklärt sich größtenteils von selbst, anfangen sollte man jedoch unbedingt mit den Lektionen. Die Lektionen sind quasi die Hauptgeschichte von Pokémon Art Academy und erklären dabei die Handhabung aller Programmfunktionen. Im Laufe der Lektionen kann man dann einen Blick in die Menüpunkte Freies Zeichnen und Schnellskizze werfen, die weitere Zeichenkurse bieten, die jedoch schon Eigeninitiative und Grundkenntnisse erfordern. Anfänger machen nichts falsch, wenn sie die Lektionen bis mindestens zum Studentenlevel absolvieren, bevor sie sich den anderen Menüpunkten zuwenden. Die beiden finalen Menüpunkte Album und Teilen ermöglichen den Aufruf aller bisher gezeichneten Meisterwerke sowie ein Teilen via Miiverse oder den Export auf SD-Karte.


Titelbildschirm und die Hauptkurse des Anfängerkurses

Die ersten Minuten

Der Start der Lektionen wird mit dem Gestalten des eigenen Profils gestartet. Ich wählte einen Jungen und gab ihm einen Namen um dann mit diesem Namen den Schülerausweis zu unterschreiben. Eine lustige Sache, da die Unterschrift unter allen Kunstwerken als Sammelkarte zu sehen sein wird. Ein ändern ist übrigens jederzeit möglich. Anschließend lernen wir den Akademieprofessor und unsere Mitschülerin Emily kennen.

Aufnahmeprüfung!

Bevor wir an der Pokémon Akademie zugelassen werden, müssen wir eine Einführungsprüfung absolvieren. Sehr schön ist hierbei, dass wir die freie Wahl haben, ob wir ein Pikachu, Plinfa oder Froxy zeichnen möchten. Die jeweils nicht gewählten Kurs sind übrigens danach optional auch auswählbar. Mit recht simpler Zeichenkreide werden wir nun in die Bedienung des Spieles eingewiesen. Die Einweisung ist dabei wirklich einfach und absolut jeder auch noch so ungeschickte Fan sollte hier ein Erfolgserlebnis haben. Gezeichnet wird zwar erst einmal nur ein Kopf des Pokémon, doch hey - das konnte vor wenigen Minuten nicht jeder! Wir bekommen nun den Anfänger-Ausweis und Zugang zu den Anfängerkursen. Das Tutorial ist also geschafft und das richtige Spiel beginnt!

Kurse und deren Inhalte

Neben der Aufnahmeprüfung gibt es noch vier Sets an Kursen: Anfänger, Studenten, Absolventen und Bonus. Um den jeweils nächsten Kurs zu erreichen, muss idR. der erste von drei Kursblöcken eines jeden Kurses gemeistert werden. Bei den Anfängerkursen gibt es z.B. den 4. Kursblock, der Ganzkörperzeichnungen von Iscalar, Bisasam, Glumanda und Victini behandelt. Zum Freischalten des nächsten Kursblocks ist nur der erste Kurs mit Iscalar Pflicht, alle anderen sind optional und vertiefen das Gelernte idR. mit neuen Details. Erfahrene Zeichner können jedoch dadurch etwas schneller durchrauschen und zu den komplexeren Kursen gelangen. Für jeden gemeisterten Kurs gibt es ein Abzeichen für den Schülerausweis, der jedoch nur symbolische Bedeutung hat.


Ottaro ist einer der ersten Kurse, Jirachi und Pikachu zeigen einen deutlichen Qualitätsanstieg!

Pika-Abschlussprüfungen

Die 40 interaktiven Zeichenkurse enthalten am Ende einer Kursserie immer eine Abschlussprüfung, in der ein Pikachu gezeichnet wird. Das klingt auf den ersten Blick langweilig, da man immer wieder das gleiche Pokémon zeichnet. Gerade dies macht allerdings den Fortschritt sehr deutlich sichtbar. Während wir unser erstes Pikachu mit Kreide und nur als Kopf zeichnen, erstellen wir am Ende ein Pikachu mit zuckenden Blitzen, Licht- und Schatteneffekten und in lebensnaher Pose.

Durchfallen nicht möglich

Anfänger werden sich bestimmt fragen, ob das Spiel die eigenen Zeichnungen bewertet und man scheitern kann. Nun, es ist nicht möglich durchzufallen. Das Spiel akzeptiert jede Zeichnung des Spielers, auch wenn wir ein Strichmännchen statt einem Bisasam zeichnen. Das ist gut so, denn auf diese Weise kann man sich kreativ austoben und die Vorgaben im Tutorial auch mal verlassen. Wer z.B. nicht will, dass ein Pokémon den Arm hebt, kann den Arm einfach auch gesenkt zeichnen. Dann sind die interaktiven Kursen mit den Zeichenvorlagen zwar nur noch bedingt sinnvoll, doch möglich ist das und das ist gut so.

Sympatische Mitschüler(in)

Wie kreativ man zeichnen kann, beweist unsere Mitschülerin Emily spätestens am Ende eines jeden Kurses. Selbst Anfänger werden erheblich bessere Zeichnungen als Emily abliefern, so dass man an dieser Stelle immer schmunzeln kann. Emily stellt jedoch auch während der 40 Kurse immer wieder mal wichtige Fragen, die dann rechtzeitig geklärt werden. So tolpatschig und albern sie manchmal auch erscheint - spätestens am Ende hat man sie richtig lieb gewonnen und will sie nicht missen. Der Professor ist natürlich auch sehr freundlich und erzählt zu jedem Kurs nette Hintergrundinfos zu den zu zeichnenden Pokémon. Diese werden oftmals auch anhand von Profizeichnungen aus dem Sammelkartenspiel erklärt.


Emily, unsere Mitschülerin sorgt immer wieder für ein Schmunzeln ;)

Werkzeuge

Die Palette an Malwerkzeugen nimmt immer weiter zu. Statt einfachster Kreide kommen schnell Konturstift und Konstruktionsformen zum Einsatz. Letzteres ist dabei schon eine gewisse Herausforderung und setzt Interesse an Zeichnen und ein gewisses Geschick voraus. Im Rahmen der 40 interaktiven Kurse ist dies kein Problem, doch wer danach zum Freien Zeichnen wechselt, muss dies selbständig umsetzen, was einiges an übung oder Talent verlangt. Alle aus Zeichenprogrammen gewohnten Dinge wie verschiedene Zeichenwerkzeuge (z.B. Pinsel oder Stifte) und Zeichenhilfen (z.B. 3fach-Zoom, Rückgängig mehrerer Schritte mit linker Schultertaste, Radiergummi) sind ebenfalls vorhanden und die Farbpalette lässt auch keine Wünsche übrig. Bereits in den ersten Kursen wird auch das Zeichnen von Ebenen erklärt, was natürlich auf dem 3DS gewissen Einschränkungen unterliegt, grundsätzlich aber sehr gut funktioniert.

Teilen und Exportieren

Wenn man die eigenen Meisterwerke erstellt hat, kann man diese im Spiel speichern. Danach ist sowohl ein Export als JPG-Grafik mit 1024x768 Pixeln auf SD-Karte oder ein Senden an das Miiverse möglich. Ob es ein Vor- oder Nachteil ist, dass unten rechts das Logo von Pokémon Art Academy eingeblendet wird, muss jeder selbst entscheiden. Mich hat es nicht gestört. Sollte es jemanden stören, lässt es sich mit einem Grafikprogramm auch rausschneiden. Es überdeckt normalerweise keinen Teil des Pokémon.

Schwierigkeit und Spieldauer

Wie sieht es mit der Spieldauer und der Schwierigkeit aus? Beides hängt stark von der Motivation und den Vorkenntnissen des Spielers ab. Wer bereits Erfahrungen mit Zeichenprogrammen hat, wird sich auf dem 3DS schnell zurechtfinden. Natürlich kann man von einem 3DS-Touchscreen nicht die gleiche Empfindlichkeit wie bei einem Tablet erwarten, doch sind das zu vernachlässigende Details. Pokémon Art Academy macht das, was es will, nämlich das Beibringen des Zeichnens von Pokémon, hervorragend. Egal ob der Spieler nun 8 Jahre oder 18 Jahre ist, wer die 40 interaktiven Zeichenkurse absolviert hat, wird auch auf Papier oder dem PC in Zukunft ganz anders und deutlich hochwertiger zeichnen können. Ein gewisser Grundstandard bleibt immer hängen, wenn man die Kurse macht, wer jedoch das Maximale aus dem Spiel holen will, sollte auch alle optionalen Kurse sowie das Freie Zeichnen und die Schnellskizzen üben, die das Gelernte vertiefen. übung macht den Meister, was bei Pokémon Art Academy definitiv zutrifft. Die reine Hauptgeschichte kann man in rund 20 Stunden durchrauschen, wenn man die optionalen Kurse weglässt. Mit Bonuslektionen und optionalem Inhalt kann man aber locker 50 Stunden Spaß haben und am Ende sogar etwas dauerhaft gelernt haben.

Boni und Downloads

Sehr schön sind die zeitweise erhältlichen Zusatzinhalte zu Pokémon Art Academy. So sind in den ersten Monaten nach Erscheinen Zeichenvorlagen zu Groudon und Kyogre verfügbar, die kostenlos via WiFi/Internet runtergeladen werden können. Dies sind keine interaktiven Kurse, bieten jedoch für Spieler, die mit der Hauptgeschichte fertig sind alles, was man braucht um diese Pokémon zeichnen zu können. Zahlreiche weitere Kurse gibt es unter Freies Zeichnen und Schnellskizzen. Ein besonders tolles Extra ist die Möglichkeit jedes mit dem 3DS gemachte Foto als Vorlage nehmen zu können! Wem Zeichnen Spaß macht, wird also sehr lange Zeit Freude mit Pokémon Art Academy haben.

Persönliches Fazit von Robert R. Agular

Ich bin alles andere als künstlerisch begabt. Ohne Vorlagen oder Hilfe moderner Zeichenprogramme kann ich kaum mehr als "Strichmännchen in natürlicher Umgebung" zeichnen. Nachdem ich jedoch mit Pokémon Art Acedemy meinen ersten Zeichenkurs absolvierte und es bis zum Ende der Hauptgeschichte schaffte, sind meine Zeichenkenntnisse deutlich angestiegen. Ich bin immer noch kein Meisterkünstler, doch traue ich mir nun einiges mehr zu und Themen wie Schattieren, Lichteffekte oder die durchaus komplexen Konstruktionsformen sind keine Tabus mehr. Vor allem die Hauptgeschichte motiviert sehr schön und sorgt für stäündige Erfolgserlebnisse. Wichtig ist jedoch, dass man Lust auf Zeichnen hat. Wer die entsprechende Motivation mitbringt, wird viel von Pokémon Art Academy haben. Für mich persönlich bleibt das Pikachu Tasten-Abenteuer zwar das noch bessere Pokémon-Lernprogramm, Pokémon Art Academy folgt jedoch auf einem mehr als würdigen zweiten Platz! Vielleicht ist all dies auch der Anfang einer Reihe an Pokémon-Lernspielen? Ich würde mich über weitere Spiele dieser Art definitiv freuen!