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Die Folgen eines Waldbrandes

Geschrieben von: Rebecca aus Heidelberg

Die Sonne stand hoch am Himmel und ließ ihre heißen Strahlen unbarmherzig auf das kleine Dorf fallen. Die Dürre hielt nun schon seit über zwei Wochen an und keine Wolke am Himmel ließ darauf schließen, dass es in geraumer Zeit regnen würde. Dabei brauchten die Pokémon so dringend Wasser! Wenn nicht bald etwas geschah, würden sie gezwungen sein ihre geliebte Heimat zu verlassen, in der Hoffnung bald auf eine wirtlichere Gegend zu stoßen.

Doch dies - so hatten sie es auf der kürzlich einberufenen Versammlung beschlossen - würde nur die allerletzte Maßnahme sein. Bevor sie den Ort ihrer Geburt verließen, würden sie zumindest versuchen, eine andere Lösung zu finden. Staraptor - der Bürgermeister der kleinen Gemeinde - war mutig ganz alleine durch die sengende Hitze geflogen, über das Meer und viele Berge, um in der allseits bekannten Knuddeluff-Gilde Hilfe zu erbitten.

Nun war es endlich soweit. Das Team, dass zu dem Dorf geschickt worden war, war soeben angekommen und die drei Helden standen nun umringt von den sorgenvollen Blicken der in Not geratenen Pokémon.

Der Stellvertreter des Bürgermeisters - Staravia - trat vor und offenbarte dem Führer des Teams - Galagladi - die Geschehnisse der letzten beiden Wochen.

"Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie froh wir alle über eure Anwesenheit sind! Es mag nicht so aussehen, aber dieses Dorf war einst umgeben von grünen Wiesen und Feldern und es war von bunten Blumen umrahmt. Doch das ist nun Vergangenheit. Es hat seit Wochen nicht mehr geregnet! Unsere Quellen sind versiegt und alles was wir angebaut hatten vertrocknet! Bitte, ihr müsst uns helfen, bevor es zu spät ist! Der Wald im Süden, in dem es letztes Jahr gebrannt hat, ist, so weit wir das beurteilen können, das Erste gewesen, dass braun geworden ist. Bitte, diese Hitze kann nicht natürlichen Ursprungs sein! Ihr seid unsere letzte Hoffnung!!!"

Galagladi nickte. "Wir werden uns darum kümmern. Sorgt euch nicht. Schon bald werdet ihr hier wieder in Frieden leben können."

Und so machte sich das Team auf den Weg. Die Reise zu dem Verbrannten Wald war beschwerlich und führte die drei über zerklüftete Felsen und sandigen Untergrund. Die ganze Umgebung war völlig leblos, und nicht nur Glaziola, die niedrige Temperaturen bevorzugte, fühlte sich unwohl. Auch Folipurba, die dritte im Bunde machte die Reise zu schaffen.

Doch die Retter wussten, dass die Pokémon in dem Dorf sich auf sie verließen. Sie gaben nicht auf und erreichten schließlich ihr Ziel. Wobei man bei letzterem eigentlich nicht mehr von einem Wald sprechen konnte. Es war vielmehr eine kleine Höhle, umgeben von einem Meer aus Sand und verkohlten Baumstümpfen. Das Team beschloss in der Höhle Schutz zu suchen.

Nachdem sie sich von den vorangegangenen Strapazen ein wenig erholt hatten, mussten sie entscheiden, was sie jetzt tun sollten.

"Ich bin dafür, dass wir die Höhle erkunden. Das ist jedenfalls allemal besser, als da draußen ziellos herum zu irren."

"Aber wir wissen doch gar nicht, mit was wir es zu tun haben... Und diese dunkle Höhle ist auch nicht gerade kühler als die Wüste, durch die wir gekommen sind..."

"Ach sei doch nicht so ein Angsthase! Wir haben schon schlimmeres überstanden als ein dunkles Loch! Ganz davon abgesehen, haben wir doch eine Leuchtkugel. Was meinst du Galagi?"

//Warum muss sie mich eigentlich immer so nennen?// "Ich bin deiner Meinung, Glaziola. Diese Höhle strahlt eine Hitze aus, die mir sehr viel versprechend erscheint. Ich denke wir werden hier das finden, was wir suchen."

"...Und was suchen wir?"

Folipurba klang immer noch sehr unsicher. Sie war im Grunde eigentlich sehr stark, aber ihr mangelte es an dem nötigen Selbstbewusstsein, wenn sie nicht genau wusste, worauf sie sich einließ. Glaziola hingegen wollte immer alles so einfach wie möglich haben, doch manchmal siegte auch ihre Neugier.

"Das werden wir schon herausfinden."

Mit diesen entscheidenden Worten ihres Anführers machten sich die beiden daran, diesem zu folgen. Sie waren zwar oft unterschiedlicher Meinungen, doch wenn es darauf ankam wussten sie, dass sie sich auf die jeweils andere verlassen konnten.

Stunden vergingen, während das Retterteam durch gewundene Gänge und große Lichtungen voller Stalagmiten und Stalagtiten wanderte. Plötzlich stolperte Glaziola nach vorne, sodass sie unweigerlich mit Galagladi zusammen stieß und sie somit beide zu Boden gingen.

"Alles in Ordnung?" Sich den gestoßenen Kopf reibend richtete sich Galagladi wieder auf und half auch Glaziola auf die Beine.

"Nein, nichts ist in Ordnung! Irgendetwas hat mich geschubst!"

"Also ich war´s nicht. Ich bin die ganze Zeit neben dir gegangen."

"Aber wenn du neben mir warst und Galagi vor mir, wer hat dann...?"

"Ieek!!!" Mit einem Sprung war Folipurba auf der anderen Seite des Gangs und kauerte sich zitternd zusammen. "I-I-Irgendwas hat mich an der Sch-Schulter berührt...!!!"

"Seid vorsichtig und bleibt dicht zusammen. Wir sind hier nicht allein! Ich werde versuchen, mit meinen Psycho-Kräften näheres herauszufinden!"

Sich vor die beiden Damen stellend versuchte Galagladi ihren ungewollten Besuch ausfindig zu machen. Und tatsächlich! Am Rande seines Blickfelds schoss etwas vorbei, so schnell jedoch, dass er es nicht zu identifizieren vermochte.

Ohne nachzudenken, setzte er eine Psychokinese auf den Punkt ein, an dem er ihren Gast vermutete. Dann schoss er nach vorne und traf das unsichtbare Etwas mit einem Ableithieb. Sofort verflog die Tarnung und ein aufgeschrecktes Cresselia kam zum Vorschein. Laut über diese Art von Behandlung protestierend flog es in die Luft und machte sich ebenfalls zum Kampf bereit. Kurz bevor die beiden Kontrahenten aufeinander treffen konnten, entschied Folipurba, dass es an der Zeit war, etwas zu unternehmen.

"Bitte, wartet! Wir müssen doch nicht kämpfen! Ich bin sicher, dass das Ganze bloß ein blödes Missverständnis ist! Bitte!!! Cresselia! Galagladi!"

Diese verzweifelte Ansprache hätte wahrscheinlich niemand ignorieren können, der das Herz am rechten Fleck hatte. Auch Cresselia und Galagladi hörten augenblicklich auf, wobei erstere noch einige Kreise in der Luft drehte.

"Es tut mir leid, dass ich dich angegriffen habe, Cresselia. Ich dachte, du wärst ein Feind. Entschuldige bitte. Aber wenn du uns nichts tun möchtest, warum hast du Glaziola dann geschubst?"

Cresselia hörte auf, sich in der Luft zu bewegen und schwebte nun still vor dem Team.

"Ich wollte euch nur ein bisschen ärgern und mit euch spielen. Es kommt selten vor, dass ich anderen Pokémon begegne. Vor allem in letzter Zeit ist hier in der Gegend niemand mehr aufgetaucht... "

"Cresselia, kannst du uns vielleicht sagen, woher diese schreckliche Hitze kommt?"

Nachdem sie sich von ihrem anfänglichen Schock erholt hatte, entschied Glaziola, dass es an der Zeit war, sich auch einzumischen. Sonst stünden sie vermutlich morgen immer noch hier.

"Die Hitze? Ach, deshalb seid ihr hier! Naja, ich denke mal, dass das junge Heatran daran schuld sein könnte... Wisst ihr, es ist wirklich noch sehr jung - erst letztes Jahr aus seinem Ei geschlüpft, bei dem großen Waldbrand. Es war wohl noch ein bisschen zu früh..."

"Das ist ja furchtbar! Gibt es denn überhaupt nichts, was man da machen kann?"

"Nun, ich denke wenn ihr es beruhigen könntet, würde es auch aufhören andauernd Lavasturm einzusetzen... Wenn ihr wollt, kann ich euch zu ihm teleportieren, doch seid bitte vorsichtig!"

"Ich danke dir für deine Hilfe, Cresselia. Wir werden unser Bestes geben! Kommt her, Glaziola und Folipurba. Ich werde Schutzschild einsetzen, damit wir uns für´s erste keine Sorgen um die Flammen machen müssen. Glaziola, sobald wir angekommen sind, solltest du sofort Blizzard einsetzten. Folipurba, du benutzt am Besten Grasflöte um das Heatran einzuschläfern. Wenn es wieder aufwacht, darf nichts schief gehen. Ich und Glaziola werden dann Anziehung einsetzen. Ich hoffe, dass das genügt."

Mit einem Nicken stimmten die beden Damen zu und Cresselia teleportierte sie in eine weiter unten gelegene Kammer der Höhle, die im wahrsten Sinne des Wortes einer Hölle glich. Ohne den Schutzschild von Galagladi - der Mühe hatte diesen aufrecht zu erhalten - wäre das das Ende der drei Pokémon gewesen.

Glaziola erschuf wie vereinbart einen heftigen Blizzard, der den gesamten Raum regelrecht in einen Gefrierschrank verwandelte. Gleichzeitig benutzte Folipurba die Grasflöte. Das junge und unerfahrene Heatran war so überrascht und erschöpft vom vielen herumwüten, dass es nicht lange dauerte, bis es tief und fest eingeschlafen war.

Ein erleichterter Seufzer entfuhr den beiden Damen, als Galagladi sich vorsichtig hinab bückte und das Heatran auf den Arm nahm, es sanft hin und her wiegend. Es war wirklich noch ein Baby! Als letzteres dann aber begann wieder aufzuwachen, ging das Team doch lieber auf Nummer sicher und wirkte seine Anziehung. Passender Weise schien das Kleine weiblich zu sein, denn es kuschelte sich noch mehr in Galagladis Arme hinein.

Bevor die Helden darüber nachdenken konnten, was sie jetzt mit dem Kleinen tun sollten, erschien Cresselia erneut mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht.

"Wie schön, dass ihr es geschafft habt! Jetzt wird sich auch bald die Temperatur wieder normalisieren und es wird wieder Regen fallen. Ich werde mich darum kümmern, dass das Heatran an einen Ort kommt, an dem es glücklich und zufrieden leben kann. Um euch meinen Dank zu zeigen und mich für meine Streiche zu entschuldigen, werde ich euch zurück an die Oberfläche bringen."

Mit diesen Worten verschwand Cresselia und das Retterteam fand sich am Höhleneingang wieder. Wo vorher die Sonne gestrahlt hatte, zogen nun dunkle Wolken auf und es wehte eine kühle, angenehme Brise.

"Und wieder ein erfolgreich abgeschlossener Auftrag! Was kommt als nächstes?"

Sich in dem jetzigen Klima wesentlich wohler fühlend streckte sich Glaziola und wollte sich gerade gemütlich zusammenrollen um sich etwas auszuruhen, als irgendetwas ihr von hinten einen Stoß gab und sie dadurch Kopfüber im nächsten Sandhaufen landete.

Sich schüttelnd und Sand ausspuckend kam sie wieder zum Vorschein, doch das einzige, was sie noch von ihrem Übeltäter erhaschen konnte, war ein leises Lachen, dass vom Himmel zu kommen schien und die Worte:

"Viel Glück bei euren weiteren Aufträgen. Ihr seid wirklich ein tolles Team!"

Ende