Sidebar anzeigen

Sumis Story

Fanstory von Sumiko

- Prolog -

"Auf geht's, Kirin! Schwäche es noch ein ganz kleines bisschen, dann kann ich das wilde Pokémon fangen!" Sumiko war aufgeregt. Endlich hatte ein extrem seltenes Pokémon, auf das sie schon lange wartete, dem Duft ihres Honigbaums nicht widerstehen können. Erwischt! Nun musste sie es nur noch fangen, was sich schwieriger gestaltete als erhofft. Es war ein kleines äffchen, das wild zappelnd von Ast zu Ast hüpfte und den Attacken von ihrem Chelast Kirin meistens geschickt auswich. Da - Kirin schaffte es mit einem geschickten Rempler, das äffchen von Ast zu schubsen. Jetzt ein Pokéball! Sumi zielte, warf - und...

- 1 -

"Sumi! Suuuuuuumi!" Langsam schlug Sumiko die Augen auf und blinzelte müde. Warum ihre Mutter sich in den Kopf gesetzt hatte, sie selbst in den Ferien immer am frühen Morgen zu wecken, war ihr schleierhaft. Letzte Nacht war es wieder spät geworden. Sie schob das noch aufgeklappte Nintendo DS von ihrem Kopfkissen und schloss es an den Strom an. So was Dummes - sie musste über dem Pokémon-Spielen eingeschlafen sein und über Nacht hatte sich der Akku fröhlich leer gesaugt, bis der Bildschirm schließlich schwarz wurde. 'Soviel zum Thema Stromsparen', dachte sie. Viel interessanter jedoch, wann hatte sie wohl zuletzt gespeichert? Verschlafen kratzte sie sich am Kopf. "SUMIKO!!" In Anbetracht der Tatsache, dass dieses Störgeräusch - "SUMI!" - vom unteren Ende der Treppe wohl nicht verschwinden würde, bevor sie nicht zum Frühstück kam, seufzte sie resigniert und schwang die Beine aus dem Bett. Na gut. Pfannkuchen waren ja auch nicht zu verachten.

"Und, Sumi, gut geschlafen?" Sumiko nickte und nahm einen großen Schluck Kakao. "Mmhm", nuschelte sie unter zwei Bissen Pfannkuchen hervor. "Hab im Traum fast ein Affenpokémon gefangen. Schade, dass das nicht wirklich passiert ist." Ihre Mutter lächelte nachsichtig und strich ihr über die Haare. "Ach Sumi, allmählich bist du doch zu alt für so was." Sie seufzte. "Du solltest dich lieber mal um deine Ferienarbeitsstelle kümmern. Wolltest du nicht eigentlich Zeitungen austragen?" Sumiko verzog das Gesicht. "Nein Mama, DU wolltest das. ICH bin mit Sicherheit nicht auf die blöde Idee gekommen, Zeitungen austragen zu wol -" "Sumiko, benimm dich", unterbrach ihre Mutter sie genervt. "Du bist jetzt fast sechzehn Jahre alt und solltest wirklich aufhören, deine Zeit dermaßen zu vertrödeln und zu verträumen. Und schau nicht so böse!" Sumikos Augen funkelten. Sie hasste es, wenn ihre Mutter sie belehrte. "Keine Widerrede jetzt, Sumiko. Nach dem Frühstück gehst du gleich los und kümmerst dich um den Aushilfsjob. Von dem Geld kannst du dir dann ja auch was Schönes kaufen. Und wenn du wiederkommst, gibt's Spaghetti, ja?" Ihre Mutter strahlte sie an, und Sumiko stand widerstrebend auf. Spaghetti konnten sie jetzt auch nicht über die Aussicht auf einen total verkorksten Tag hinwegtrösten. Wenn sie doch nur in Shinou leben könnte... das Leben wäre so viel einfacher.

- 2 -

Zwei Stunden später marschierte Sumiko mit einem Karren voller Prospekte und einigen Päckchen von Haus zu Haus. Leise fluchte sie vor sich hin. So eine Schnapsidee, der Ernst des Lebens, blabla, typisch Erwachsene. Sie würde doch noch früh genug regelmäßig arbeiten müssen, Schule war ja schließlich auch nicht so ohne - was sprach also dagegen, ihre Freizeit in vollen Zügen zu genießen? Völlig in Gedanken versunken und mit sich und der Welt hadernd zog sie den Karren über einen Stein und stolperte. Mit einem Riesenrums kippte der Wagen um, ihre komplette Ladung purzelte auf den Weg und sie selbst gleich hinterher. "WAAAAAAAAAAAAAAAAAHH!" entfuhr es ihr, und gleich hintendran ein nicht sehr mädchenhafter Fluch. Sie rieb sich ihren schmerzenden Knöchel. Hieß das nun zumindest, dass sie eine gute Ausrede hatte, diesen Mist morgen nicht mehr machen zu müssen? Sie rappelte sich wieder hoch und stellte den Karren auf. Seufzend begann sie, die Blätter wieder aufzuheben, als - Moment mal! Hatte da eines der Päckchen auf dem Boden gewackelt? Nein, sie musste sich getäuscht ha... da! Schon wieder!

Misstrauisch beäugte sie das kleine Päckchen, das gerade einen kleinen Hüpfer gemacht hatte. Sie stupste es mit dem Finger an und wich im selben Moment zurück, unbewusst wohl erwartend, dass es sie anspringen würde. Nichts passierte. 'Sumi, du bist doof', schimpfte sie im Geist mit sich selbst. 'Ein Päckchen kann dir nichts tun, also stell dich nicht so an.' Sie griff beherzt nach der Pappschachtel und nahm es in die Hand. 'Was da wohl drin ist? Für wen ist das eigentlich?' Sumiko suchte nach einem Adressaufkleber, aber da war keiner. Na, das war ja mal besonders schlau. Wie sollte sie denn ein Päckchen ausliefern, auf dem nicht einmal ein Name stand? Wobei, da stand etwas auf der Seite. Klein und draufgekritzelt. Sie runzelte die Stirn und versuchte die Schrift zu entziffern, was ihr nur teilweise gelang. Dia... dex... pal... mon? Das ergab doch überhaupt keinen Sinn. Vielleicht irgendein Medikament...? Am besten wohl, sie brachte es dahin zurück, wo sie es her hatte, und fragte nach dem Empfänger oder eben dem Absender. Irgendjemand würde dieses Päckchen doch sicherlich vermissen.

In diesem Moment machte die Schachtel in ihrer Hand einen Riesensatz, sprang aus ihrer Hand und landete auf dem Boden. Sie öffnete sich, und etwas kullerte heraus. Bevor Sumiko sich von dem Schreck erholt hatte und sehen konnte, was es war, drang ein gleißender Lichtstrahl in den Morgenhimmel und sie musste ihre Augen bedecken. Durch einen Tränenschleier und ihre Fingerritzen versuchte sie, irgendetwas zu erkennen, aber es war unmöglich. Ihre Augen wurden durch den Blick ins Licht plötzlich so müde, dass sie einfach nicht mehr zu öffnen waren. Sumiko merkte noch, wie ihre Knie weich wurden. Dann wurde es dunkel.

- 3 -

'Suuuuuumi!' Wie aus weiter Ferne hörte Sumiko ihren Namen. Ein Déjá-vu? Langsam kehrte sie ins Bewusstsein zurück. Nein... das war nicht die Stimme ihrer Mutter. Eigentlich war es noch nicht mal eine richtige Stimme... es war mehr ein Gedanke. Ein Nervenimpuls ohne Schallwellen. Vor ihren geschlossenen Augenlidern tanzten immer noch grelle Funken, und sie musste sich sehr anstrengen, die Augen zu öffnen. Gemächlich rückte die Welt um sie aus dem Nebel. Wo war sie? Das war doch nicht die Straße, auf der sie eben noch gestanden hatte...?

Sumiko sah sich erstaunt um. Die Gegend hatte sich verändert. Anstelle der Stadtkulisse mit ihren geteerten Straßen und Bürogebäuden saß sie auf einer kleinen Wiese. Die Umgebung schien ihr völlig fremd, aber auf seltsame Art auch vertraut. Sie konnte nicht genau feststellen, wo dieses seltsame Gefühl herrührte. Das Gras unter ihren Händen war weich und sehr bequem, also beschloss sie, erst einmal sitzen zu bleiben und in aller Ruhe zu versuchen zu verstehen, was da eben passiert war. Gedankenverloren zupfte sie an einem Grasbüschel. "Che?" machte der Büschel plötzlich, und Sumiko sprang erschrocken auf. Aus dem hohen Gras blinzelten sie zwei neugierige Augen an. "Che!" Verdutzt streifte Sumiko ein paar Grashalme beiseite und sah - eine kleine Schildkröte, die friedlich auf dem Boden saß und sie mit schräggeneigtem Kopf beobachtete. Sumiko traute ihren Augen kaum. "äh... wa- was machst du denn hier?" Die kleine Schildkröte war offensichtlich keine normale Schildkröte, sondern erinnerte sie frappant an etwas, was eigentlich gar nicht hier sein dürfte. "Chee! ^^" machte das Etwas, und rieb seinen Kopf an ihrem Bein. Sumiko schmolz dahin. "EIN CHELAST! Kirin! Du bist doch mein Kirin!" Sie nahm das kleine Pokémon auf den Schoß und konnte gar nicht mehr aufhören, es zu umarmen. "Aber wie... was... träume ich?"

Plötzlich hörte sie wieder die fremden Gedanken in ihrem Kopf. 'Ich habe deinen Hilferuf gehört, Sumiko.' Sie schaute verwirrt umher. 'Nein, Sumiko... du kannst mich jetzt nicht sehen. Ich bin Dialga, der Herrscher über die Zeit. Zusammen mit Palkia, dem Herrscher über den Raum, ist mir fast alles möglich.' Palkia? Dialga? Irgendwoher kannte sie diese Namen. Natürlich! Ihr Spiel! War es wirklich nur ein Spiel?

'Sumiko, nicht alles ist ein Traum. Und nicht alles ist Realität. Es gibt Dinge dazwischen - Orte, die sind und doch nicht sind - Zeit, die vergeht, aber gleichzeitig immer stillsteht. Das alles sind wir. Das alles können wir schaffen. Was du davon erlebst, was du sehen und fühlen kannst, was du zulässt, liegt ganz bei dir. Danke, dass du unsere Welt über all die Jahre nicht vergessen hast. Dies ist unser Geschenk an dich. Raum und Zeit stehen still, während du hier bist. Wann immer du in deiner Welt bist und dich nach uns sehnst, wünsche dich hierher. Und wer weiß... vielleicht bist du irgendwann einmal stark genug, um den Blick von Palkia und mir auszuhalten. Nicht so wie auf der Straße vorhin.' Sumiko hätte schwören können, ein Zwinkern zu hören.

'Hab' Spaß hier, Sumiko. Ein ganz neues Abenteuer wartet auf dich!' Die Stimme wurde leiser. "Halt, warte!", rief Sumiko. "Ich habe doch noch so viele Fragen!" Ganz leise hörte sie noch die Antwort, bevor die Stimme endgültig verhallte: 'Dann komm' uns besuchen! Wir werden auf dich warten!' Es wurde wieder still in ihrem Kopf.

"Che?" fragte das kleine Pokémon an ihrer Seite. "Ja, Kirin, du hast Recht. Lass uns aufbrechen!" Und die Schildkröte machte einen glücklichen kleinen Hopser.